Sonntag, 31. März 2013

The love of books: a Sarajevo story


Die Doku Ljubav prema knjigama: Priča o Sarajevu / The love of books: a Sarajevo story feierte ihre Premiere im Sommer 2011 beim Sarajevo Film Festival. Ljubav prema knjigama: Regisseur Sam Hobkinson zeigt in erschütternden, beeindruckenden und bewegenden Bildern die Zerstörung wichtiger kultureller Einrichtungen während des Krieges in Sarajevo. Besonders betroffen davon war die Gazi Husrev-beg Bibiliothek. In "Ljubav prema knjigama: Priča o Sarajevu" erzählen die Mitarbeiter und der Direktor der Bibiliothek wie sie den Krieg erlebt haben und was sie alles unternahmen um die Bücher zu retten. 


Mittwoch, 27. März 2013

kad srce kaze more, novcanik kaze ne more :-)

wenn das Herz Meer sagt, sagt der Geldbeutel geht nicht mehr :-)
An Tagen wie diesen, an denen man gerade zur Tür raus, es kaum abwarten kann dass man wieder nach Hause kommt, an denen der Himmel grau, trüb, wolkenverhangen, das Wetter einfach nur bäh ist, man Winterdepression neu definiert und man das letzte bisschen Humor und gute Laune zusammenkratzt um den Tag zu überstehen, will ich nur eins: fliehen :-) Weit weit weg, egal wohin, solange dort die Sonne scheint und es warm ist. Da das leider so nicht klappt, tröste ich mich dann mit Seelenschmeichlerfotos und hoffe, dass der Sommer bald kommt :-) Die Fotos sind von Nadine, einer wundervollen Frau und Fotografin, deren Hingabe und Begeisterung für ihre Arbeit mich schon oft inspiriert und motiviert hat: Nadines Blog




Dienstag, 26. März 2013

der Gastarbeiter im neuen Design :-)

ko sve pogodi dobije veeeeeeliku tablu cokolade :-)

treue Leser haben sicher schon das neue Design bemerkt. Vielen Dank an pixel-beg Senad, der sich die Zeit genommen hat, meine Erinnerungen und alles was ich mit Gastarbeitern verbinde, umzusetzen. Bin sicher, der eine oder andere wird bei diesem Foto lächeln und es hoffentlich nicht zu ernst nehmen ;-)

Balkan-Lieblingsfilm: "Summer in the golden valley"

Einer meiner absoluten Balkan-Lieblingsfilme ist ljeto u zlatnoj dolini

Fikret ist eigentlich ein ganz normaler Sechzehnjähriger im heruntergekommenen Sarajevo, der mit seinem Kumpel rumhängt, Klebstoff  schnüffelt, Mist baut - bis sein Vater stirbt. Bei dessen Beerdigung kommt es zum Eklat als ein schmieriger Kleinganove behauptet, der Verstorbene hätte ihm noch eine große Summe Geld geschuldet. Zwar kennt niemand diesen Hamid oder weiss von den Schulden des Vaters, doch die Vorwürfe beschämen Fikret und seine Familie. Daher beschließt er, das Geld aufzutreiben und so das Andenken seines Vaters reinzuwaschen. Sein Vorhaben konfrontiert ihn mit der brutalen Realität Sarajevos, einer Stadt, die unter dem Gewicht des Nachkriegs-Chaos, von Armut und Korruption zusammenzubrechen droht. Als Fikret sich bei einer Entführung zum Handlanger von zwei korrupten Polizisten machen läßt, verliebt er sich nicht nur in das Opfer, die selbstbewußte Tochter eines Unternehmers, er verliert auch seine Unschuld und ihm wird klar, daß es für ihn jetzt ums Überleben geht. Manchmal traurig, manchmal lustig, manchmal zynisch, definitiv empfehlenswert!

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nein, JBT steht nicht nur für Titos Initialen :-)







































Ich gönne jedem seine Erinnerungen, aber ich trauere "dem" Jugoslawien nicht hinterher, schlichtweg weil ich es, so nostalgisch und sentimental wie andere es wahrnehmen, nicht kenne. Wir waren eine der wenigen Familien hier, bei denen zu Hause kein Foto von Tito an der Wand hing. Mein Vater glaubte nicht an "das" Jugoslawien, Tito und Vetternwirtschaft. Er glaubte an Gott und ehrliche Arbeit, womit er bei vielen, vor allem den falschen Leuten aneckte, weswegen er beizeiten Land gewann und nach Deutschland kam. Dass wir uns im Jugo-Klub die eurovizija ansahen lag glaube ich daran, dass es die einzige greifbare Verbindung zur Parallelwelt HEIMAT war. Die Jugo-Schule, die ich besuchte, habe ich gehasst, weil die Lehrerin drugarica Stanka eine von der klassischen Sorte mit sipka in der Hand war, was die Folge hatte, dass ich das Kyrillische so schnell wieder vergass, wie ich es gelernt hatte. (Darüber ärgerte ich mich allerdings masslos vor ein paar Jahren als ich mit einer Freundin nach Bosnien fuhr, einmal, nur einmal falsch abbog und vor dem Millitärflughafen in Laktasi landete, uncool, wenn morgens um vier bewaffnete Soldaten vor einem stehen und man keine Ahnung hat, wo man sich gerade befindet:-) 
Auch wenn ich viel von sozialer Gerechtigkeit halte, kann ich einer erzwungenen "Brüderlichkeit und Einigkeit" nichts abgewinnen. Ein typischer Satz, den ich oft von Nicht-Balkaneros höre ist: Unter Tito hat es doch funktioniert. EBEN! Es hat funktioniert, aber nur solange Chef Tito die Fäden straff in der Hand hielt. Doch nach seinem Tod war "das" Jugoslawien zum Scheitern verurteilt. Denn wie  die Geschichte gezeigt hat, war die Erde, in der Tito beerdigt wurde, ein fruchtbarer Boden für nationalistische Schwachmaten, die die Zeichen der Zeit richtig deuteten und die Gunst der Stunde nutzten. 
Was mich mit Jugoslawien verbindet ist die kindliche Vorfreude, wenn es zum Sommer hin hiess: idemo kuci - wir fahren nach Hause, weil das nämlich spät bis in die Nacht aufbleiben, den ganzen Tag mit den anderen Kindern draussen spielen,  Meli Karamele-Bonbons futtern hiess und natürlich die Musik, mit der ich gross geworden bin und heute immer noch gerne höre, jer to je mala moja rock'n'roll :-)




Samstag, 23. März 2013

Balkaneros - taste the balkan way of love ;-)






Haris Abdagic ist ein Singer/Songwriter und Gitarrist aus Bosnien und Herzegowina. Zur Zeit lebt er in Zenica, einer Stadt in der Nähe Sarajevos. Seine musikalische Erfahrung erhielt er durch das Spielen in diversen Bands (Happy Dragon Band, The sky above the landscape etc.) sowie in einem Duett mit seiner Schwester Alma Abdagic. Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte er als Frontmann des „Sky above the landscape“-Orchesters (2006), welches Teil des gleichnamigen Filmprojekts des Regisseurs Nenad Djuric gewesen ist. In dieser Zeit nahm er auch sein erstes Soloalbum „Tamo“ („Dort“) auf, welches viele Musikstile miteinander verbindet – von Blues bis hin zu Ethnomusik. Im gleichen Jahr gründete er seine Ethnoband, mit der er in den darauffolgenden vier Jahren viele Konzerte gab. Die bekanntesten Konzerte fanden samstags in Bosnien und Herzegowinas bekanntestem Musikclub Cinema/Sloga, Sarajevo, statt. Haris´ Zusammenarbeit mit der Band wurde 2008 mit dem Live-Album „Haris Abdagic Live @ Sloga“ gekrönt, welches 15 energiegeladene und fesselnde Interpretationen traditioneller Volkslieder aus dem Balkan umfasst. Seit seiner Rückkehr aus England (wo er von 1995 bis 1996 Konzerte für den Frieden hielt und eine Schule für Musikproduktionsschule an der LIPA-Akademie besuchte, welche vom berühmten Paul McCartney gegründet wurde) widmet sich Haris Abdagic dem musikalischen Erbe des Balkans. Zeitgleich arbeitet Haris mit mehreren Radiostationen und Fernsehsendern als Komponist und Autor zusammen. Seine Musik für den Dokumentarfilm „Flüchtling“ wurde dabei im ZDF ausgestrahlt.

Die Balkaneros sind Haris´ jüngstes Musikprojekt, Ergebnis seiner langen musikalischen Reise und der Freundschaften, welche er währenddessen gewonnen hat, die Balkaneros stellen somit eher eine „Gemeinschaft“ dar als eine Band. Ihr Hauptziel ist es, möglichst viele junge, vielversprechende Musiker_innen von der Idee der Verbreitung des musikalischen Erbes Bosnien und Herzegowinas und des ehemaligen Jugoslawiens zu begeistern. Zugleich schaffen die Balkaneros auch eigene Songs im Stile jener traditioneller Musik: 
BalkanEros - taste the balkan way of love ;-)



Mittwoch, 20. März 2013

Migrationsliteratur - Eine neue deutsche Literatur?

Die Literatur von MigrantInnen und AutorInnen mit Migrationshintergrund ist heute fester Bestandteil deutscher Kultur. Seit der ersten Einwanderergeneration der 1950er Jahre finden die sprachlichen Neuerkundungen der in der Bundesrepublik angekommenen MigrantInnen sowie ihr interkulturelles Leben gleichermaßen ihren ästhetischen und literarischen Ausdruck in deutscher Sprache.

Anfangs als Nischenphänomen in der Literaturlandschaft Deutschlands betrachtet und zunächst als „Gastarbeiterliteratur“
kategorisiert, haben sich die AutorInnen mittlerweile durch drei Generationen literarischen Schaffens ihren Weg in die deutsche Kulturproduktion gebahnt und in die deutsche Literatur eingeschrieben. Seither scheint sich die Öffentlichkeit vor die schwierige Aufgabe gestellt zu sehen, diese Literatur – der „Anderen“, der sogenannten „nicht-deutschen“ AutorInnen – in das bestehende weitestgehend monokulturelle Selbstverständnis einzugliedern und ist bei der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen auf der Suche nach der passenden Kategorie und bei ihren Benennungsversuchen nicht minder einfallsreich.


So haben sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl äußerst unterschiedlicher und widersprüchlicher Bezeichnungen entwickelt, die von den AutorInnen nicht ganz ohne Kritik aufgenommen wurden. Die versuchten Typologisierungen bieten eine große Bandbreite von Formulierungen wie: „Ausländerliteratur“, „Gast-“, „Immigranten-“, „Emigrations-“, „Migranten-“ oder „Migrationsliteratur“, „Minderheitenliteratur“, „interkulturelle“, „multikulturelle“, „deutsche Gastliteratur“, „Literatur ohne festen Wohnsitz“, „Literatur der Fremde“, „deutsche Literatur von außen“, „Literatur mit dem Motiv der Migration“ oder „nicht nur deutsche“, um nur einige Beispiele zu nennen. Was hier offenkundig fehlt, ist der Begriff „Deutsche Literatur“…

Dieses Dossier will dem Versuch nachgehen, den Raum „zwischen den Zeilen“ zu entdecken. Den Raum, in dem die AutorInnen ihren ganz eigenen Ausdruck und Selbstbestimmungsort suchen und die Differenz von Eigenem und Fremdem oder die scheinbare Unüberwindbarkeit kultureller Grenzen zum Ausgangspunkt ihrer individuell künstlerischen Arbeit und somit zur Dekonstruktion, Neugestaltung oder Überwindung dieser machen.

Im Zentrum stehen dabei die Fragen, welcher Wandel im Selbstverständnis der AutorInnen stattgefunden hat und welche Formen kultureller Präsentation sie wählen. Dabei ist zu betrachten, wie der Kulturbegriff in diesem Kontext diskutiert wird und wie sich die AutorInnen ihren Platz zwischen den Sprachen, den gesellschaftlichen Zuschreibungen und den verschiedenen Aspekten des Fremdseins erkämpfen und gestalten. Hierbei werden neue Formen von Hybridität, sprachlicher Symbiose und Mischkulturen zu entdecken sein, die darüber hinaus zu einem erweiterten Verständnis der deutschen Literatur und Kultur beitragen können.

DOSSIER Migrationsliteratur

Montag, 18. März 2013

das Selbstexperiment Nr. 1: Johann Sebastian Bach

Seit ich mit diesem Blog angefangen habe, gab es oft Momente in denen, während ich schrieb, anfing nachzudenken und mich selber hinterfragte: 
Bin ich tatsächlich so offen und aufgeschlossen für Neues, wie ich es von mir denke und von  anderen erwarte? Wie sehr ist mein Denken von Vorurteilen und Vorbehalten geprägt? Als Antwort auf diese Fragen entschied ich mich zu "Selbstexperimenten", das heisst in den nächsten Monaten werde ich Sachen unternehmen, die mit mir und meinem Alltag so gar nichts zu tun haben, Vorschläge und Anregungen sind willkommen :-)
Den Anfang machte ich gestern Abend mit dem Besuch von Passion 2013. Das Sinfonieorchester Ludwigsburg spielte die Passionsmusik von Johann Sebastian Bach, Nein, kein Witz, da war ich und ich fand es gut. Nicht die Musik, die ist nun wirklich nichts für mich. Aber die Umsetzung der Leidensgeschichte Jesu gefiel mir sehr gut auch wenn es zwischendurch verstörend schöne und düstere, richtig beängstigende Momente gab. So trugen die Tänzer zu Beginn große weiße Leinwände auf denen die Fotos von hungernden Kindern in Afrika und  Häftlingen in Guantanamo projiziert wurden. Uberhaupt zog sich diese Aktualität wie ein roter Faden durch die Aufführung und passte erstaunlicherweise trotzdem. So war der Jesus farbig und seine Jünger tanzten Hip Hop-Choreographien. Der Chor bestehend aus 160 Sängern war toll, auch wenn es mich verwirrte beziehungsweise einen Moment lang schlichtweg bizarr auf mich wirkte, dass auf der Bühne unter anderem eine Domina neben einem Punk, Soldaten der Bundeswehr und der US Army, einer Braut, einer Mutter mit Baby, Nonnen, einem Obdachlosen mit Tüten, Hippies, einer Muslima und einem buddhistischen Mönch stand und alle von Jesu dem Erlöser sangen. Die ganze Aufführung zeigte auf eine spannende und wie ich bereits sagte verstörend und erschreckend schöne Art wie aktuell und religionsunabhängig Themen wie Ablehnung, Hass, Verrat und Verleugnung sind.
Ergebnis: Selbstexperiment bestanden, setzen 1 :-)

mein Foto des Tages


Heute eröffnete der bosnische Fussballverband NSBiH seinen Fanshop auf der Bascarsija. Gäste waren mein Lieblingsdrache Häuptling Spahic, Dzeko und (mostarski beton :-) Adnan Catic, vielen besser als Felix Sturm bekannt. Adnan unterstützte mit dem Kauf von zwei  Shirts im Wert von 11000 $ Dzekos Spendenaktion für das Kinderheim Bjelave. Mehr muss und will ich an der Stelle nicht sagen, ausser dass ich diese Jungs liebe :-)

Samstag, 16. März 2013

geht gar nicht: Ghost Warrior 2

Seit gestern ist ein neuer Ego-Shooter im Handel namens Sniper: Ghost Warrior 2 erhältlich . Einer der Schauplätze ist das Kriegssarajevo '92. Der Spieler und "Held" ist ein amerikanischer Scharfschütze. Er gibt einer vorrückenden Einheit Deckung und feuert über verschiedene Distanzen und durch Hindernisse hindurch, während diese durch Sarajevo vorrücken. Dabei schaltet der Protagonist diverse Feinde auf unterschiedliche Entfernungen aus und schießt dabei teilweise auf verdeckte Gegner. Dann steht der Angriffstrupp plötzlich unter Mörserfeuer und der Sniper bekommt die Aufgabe, die Granatwerfer-Stellung ausfindig zu machen und auszuschalten. Zu diesem Zweck ist es auch möglich, auf die Munition des Feindes zu zielen und diese so zur Explosion zu bringen. Habe mir gerade den Trailer angesehen und weiss nicht, was mir mehr Magenschmerzen macht, dass es noch so ein bescheuertes Ballerspiel gibt, mal wieder der Bosnien-Krieg als Thema und "Inspiration" herhalten muss oder die Kommentare unter dem youtube-Video.

Freitag, 15. März 2013

diversidad - a unique urban experience

Ein schönes Beispiel dafür, dass Musik grenzübergreifendes Soulfood ist: 2008 initiierte das European Music Office mit Unterstützung der EU das dreijährige Projekt diversidad - a unique urban experience Diversidad. Junge Künstler aus 15 europäischen Ländern waren Teil des Projekts, unter anderem:
Mariama aus Deutschland

Elemental aus Kroatien  

Frenkie aus Bosnien

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit: hörenswert :-)

Mittwoch, 13. März 2013

Balkan-LieblingsCD: Damir Imamović / Sevdah Takht

über den Sevdah hatte ich vor kurzem hier Jeder hat jemanden, den er nicht hat geschrieben und dabei zum Schluss einen Namen erwähnt, der eine Erläuterung wert ist: 
Damir Imamović, ein junger, begnadeter Musiker, trat als Enkel eines Großmeisters des Sevdahs Zaim Imamović ein schweres Erbe an, wurde dem Namen aber mit jedem neuen Album gerecht.

Auf "Sevdah Takht"  überzeugen Damir Imamović, Nenad Kovačić und Ivan Mihajlović mit einer gelungenen Kombination aus Coolness und Tradition. Mein Favorit ist (wie sollte es auch anders sein) die Hajrija aus Mostar :-)

Damirs homepage
Interview Damir Imamovic

das böse D-Wort: Deutschenfeindlichkeit

Als ich dieses Video das erste Mal sah, musste ich herzlichst lachen: Frau Schröder über Deutschenfeindlichkeit. Was aber vor allem daran liegt, dass ich sie genau so wenig wie die gute Frau von Leyen ernst nehmen kann. Beide haben so ein unglaublich weltfremdes bla bla drauf, dass einem schlecht wird. (Ich wage zu bezweifeln, dass Frau Schröder ein Jahr auf den KiTa-Platz warten oder sich ihrem Chef rechtfertigen musste, wenn das Kind mit Masern zu Hause im Bett lag. Sieben Kinder erziehen ist auch wesentlich leichter mit einer Haushaltshilfe, zwei Nannies und einem Ministergehalt, liebe Frau von der Leyen, aber jetzt schweife ich vom Thema ab.) Jedenfalls nachdem ich über das Video und Frau Schröder gelacht habe, fing ich darauf zu achten, wie deutschfeindlich mein Umfeld ist und war beruhigt, wie brav sie sich doch alle integriert haben und dass von keinem aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis deutschfeindliche Aussagen kamen :-) Bis ich dann vor kurzem beruflich mit einem Türken, SAP-Berater zu tun hatte. Er suchte eine neue Festanstellung, nachdem er innerhalb von zwei Jahren viermal den Job gewechselt hatte bzw. gekündigt wurde, immer mit der gleichen Begründung, man würde ihn mobben, weil er Moslem ist. Dass man den Job wechselt ist normal, dass man gemobbt wird, kann auch passieren, mich wunderte nur, dass es ihm so oft innerhalb so kurzer Zeit passierte. Als ich ihn darauf ansprach und ihn einfach mal reden liess, wurde mir schnell klar, wo das Problem lag: Er definierte sich über seine Nationalität, seine Religion und trug das so offen vor sich her, dass es schon abschreckend wirkte und geradezu provozierte. Meine Frage, wieso er das eigentlich so heraushängen lässt, dass er Moslem und Türke ist, beantwortete er mit: Weil ich stolz darauf bin. (Hallo, wie kann man stolz auf etwas sein, das man einfach ist? Deutscher, Türke, Bosnier oder Italiener zu sein ist doch keine Leistung auf die man stolz sein könnte?) Das Gespräch wurde dann richtig anstrengend, als ich ihm versuchte klar zu machen, dass er vielleicht seine Einstellung und sein Auftreten überdenken sollte und er mit der Gegenfrage kam, ob er sich jetzt bei den Nazis einschleimen soll, oder was? An der Stelle wäre es jetzt leicht und berechtigt gewesen zu sagen: DEUTSCHFEINDLICH PUNKT nein AUSRUFEZEICHEN. Doch viel interessanter fand ich es genau an dieser Stelle zu hinterfragen WIESO er so denkt? Und stellte dabei fest, wie sehr doch noch das Schreckgespenst des Feindbildes böser Moslem in den Köpfen mancher Ignoranten rumspukt. Von Klischees und Vorurteilen hatte ich es ja schon hier: Über Klischees als geistige Spams und dass Diskriminierung nach wie vor Thema ist, ist Fakt, ABER, die 1.0er haben uns viele Steine aus dem Weg geräumt, gemessen an ihren Schwierigkeiten, die sie hatten, empfinde ich unsere Probleme manchmal als Jammern auf hohem Niveau. Worauf ich hinauswill ist: Wir 2.0er dürfen inzwischen erwarten, dass man uns mit unserer Kultur, unserer Religion usw. akzeptiert aber wir dürfen es nicht erzwingen, vor allem dürfen wir Diskriminierung nicht als Pauschalentschuldigung für eigene Unzulänglichkeiten nehmen.  Es braucht Zeit, bis die geistigen Mauern auf allen Seiten weg sind und die Zeichen, dass die 3.0er unsere Probleme nicht haben werden, stehen gut, derweil:

“Raise your words, not voice. It is rain that grows flowers, not thunder.” Rumi

Freitag, 8. März 2013

Brett vor der Tür, Brett vorm Kopf


Die Nägel, mit denen man vor vier Monaten die Bretter an die Türen des Nationalmuseums in Sarajevo einschlug, sind die Sargnägel der Kultur und somit der Gesellschaft. Dass das Museum geschlossen wurde, zeigt wie viel in Bosnien noch im Argen liegt und die Tatsache, dass das Museum den Krieg überstanden und  während dieser Zeit geöffnet war, aber 2012 geschlossen wurde ist für mich nichts weiter als ein weiteres Zeichen für die Inkompetenz der Regierung, die zwar das Geld für Nobelkarossen aus Ingolstadt aber kein Geld für die Kulturförderung hat. 
Culture shutdown
Rallf Borchard hat es seinem Beitrag gut auf den Punkt gebracht: 
Feuchte Wände, keine Heizung und seit vier Monaten ist das Museum komplett geschlossen: Der Existenzkampf des bosnischen Nationalmuseums ist symbolisch für die Lage im Land. Mit mehr als 50 Prozent Arbeitslosigkeit herrscht Stillstand in Bosnien, und die Kultur gerät ins Hintertreffen.
Als das Eingangstor ins Schloss gefallen ist, sind wir ganz allein. Keine Museumswärter, keine Besucher. Das Nationalmuseum ist seit vier Monaten geschlossen. Obwohl es sich um eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen des westlichen Balkans handelt. 1888 gegründet, seit 1913 in einem ursprünglich prunkvollen Neorenaissance-Gebäude mit wunderschönem Innenhof untergebracht, mit archäologischer, ethnologischer und naturkundlicher Sammlung. Und der ältesten wissenschaftlichen Bibliothek Bosniens:
"Wir haben das Museum vor vier Monaten geschlossen, weil wir seit zwei Jahren keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten", 
sagt Vizedirektorin Marica Filipovic. 
"Die Angestellten haben seit 17 Monaten kein Gehalt mehr bekommen."
Filipovic zeigt verbliebene Schäden aus den Kriegsjahren von 1992 bis 1995, einzelne mit internationalen Geldern renovierte Räume und spricht von einer insgesamt desaströsen Situation:
"Den ganzen Winter über konnten wir wieder nicht heizen. Es herrscht solche Feuchtigkeit in den Räumen, dass wir uns sehr große Sorgen machen, was mit den Ausstellungsstücken passiert, auch aufgrund des Staubs und anderer Dinge."
Nur das Prunkstück des Museums scheint noch sicher: die Sarajevo Haggada, eine reich bebilderte Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, die sephardische Juden nach ihrer Vertreibung aus Spanien nach Bosnien brachten. Das Buch liegt hinter Panzerglas in einem extra gesicherten Raum, in dem auch die Klimaanlage noch funktioniert.
Warum bekommt kein Besucher mehr diesen Kunstschatz zu sehen? Weil sich die bosnischen Politiker nicht über Kulturfragen einigen können. Sechs andere nationale Einrichtungen, etwa Historisches Museum und Literaturmuseum, sind genauso betroffen. Der Friedensvertrag von Dayton hat das Land in eine serbische Republik und eine muslimisch-kroatische Föderation geteilt, diese wiederum in zehn Kantone, Kulturfragen wurden schlicht ausgeklammert, die schwache bosnische Zentralregierung hat kein Kulturministerium. Auf der Suche nach einem verantwortlichen Politiker ist nur der Kulturminister des Kantons Sarajevo zum Interview bereit:
Bis 2001 sei die Zuständigkeit für das Nationalmuseum tatsächlich beim Kanton Sarajevo gelegen, erklärt Ivica Saric. Er selbst habe sein Amt erst 2002 übernommen. Offiziell sei die Ebene der Zentralregierung zuständig, doch dort herrsche ein politisches Vakuum, wirklich zuständig fühle sich niemand.
Der Mann mit der beeindruckenden Bassstimme ist eigentlich Opernsänger, kann stolz von Auftritten mit Placido Domingo erzählen, eine Lösung für die Museumskrise hat auch er nicht. Vor kurzem waren zwei Kuratoren des Metropolitan Museum of Art in Sarajevo, um die berühmte Haggada als Leihgabe nach New York zu holen. Wäre das nicht eine Chance, weltweit auf das Problem aufmerksam zu machen und für Sarajevos Kunstschätze zu werben?
"Es gibt keinerlei rechtliche Unterstützung in Vertrags- oder Versicherungsfragen"
sagt Museums-Vize-Direktorin Filipovic.
"New York hätte seinen kommerziellen Erfolg, aber wenn der irgendetwas passiert, was dann? Derzeit kann die Haggada Sarajevo nicht verlassen."
So ist der Existenzkampf des Nationalmuseums symbolisch für die Gesamtlage im Land. Bosnien, verloren zwischen mangelnder Eigenverantwortung und dem Ruf nach mehr internationaler Hilfe, mit Bürgern, die bei mehr als 50 Prozent Arbeitslosigkeit andere Sorgen haben als geschlossene Museen, mit Politikern, die vor allem an sich selbst, aber nicht an das große Ganze denken. 
Obwohl vor kurzem Kulturschaffende aus ganz Bosnien Rosen vor dem Museumseingang niedergelegt haben, obwohl Museen weltweit im Internet Solidarität versprechen, eine Wiedereröffnung des bosnischen Nationalmuseums ist derzeit nicht in Sicht:
"Momentan bin ich sehr pessimistisch", sagt Marica Filipovic, "sehr sehr pessimistisch."
Dradio - Kein Geld für Kunst

Dienstag, 5. März 2013

wenn Drachen Fussball spielen

Fussball interessiert mich eigentlich nicht wirklich, aber Länderspiele sind Pflicht, das nächste Spiel Bosnien-Griechenland steht am 22.März an. Während der letzten EM fragte mich ein Arbeitskollege, wieso ich fan der Bosnier wäre, eigentlich müsste ich ja für die Deutschen sein, (blöde Aussage eigentlich, müssen muss ich schon mal gar nicht :-))  Bei allem Respekt für die Nummer zwei der FIFA-Liste (Bosnien ist auf dem 24. Platz), mir macht es einfach mehr Spass den Bosniern zuzusehen, weil sie mit Herz und Cojones spielen. Die schwäbische Trantüte von Bundestrainer kommt im Vergleich zu Safet Susic, der auch schon mal von Herzen flucht und Leben ins Spiel bringt, daher wie eine Schlaftablette. Jogi, das ist kein Kinderturnen, gekuschelt wird woanders :-) Die bosnischen Jungs, in Bosnien liebevoll Zmajevi - Drachen genannt, sind ein gutes Team, in dem weder das böse h-, s- oder m-Wort eine Rolle spielt. Sie repräsentieren das Bosnien, das die meisten von uns gerne hätten und einen das Land besser als jeder nationalistische Schwachmat aus der Regierung es je könnte. Dass sie so motiviert sind, liegt sicher nicht an den äußerst bescheidenen Prämien des Fussbalverbandes, mit denen füllen sich Dzeko, Ibisevic, Pjanic und Spahic wahrscheinlich nur müde lächelnd die Portokassen. Sie spielen für ihr Land und dieses Bewusstsein, diese Motivation, dieses Herz fehlt mir bei den deutschen Jungs. Wie emotinal das Thema Fussball sein kann, sieht man am besten am Kommentator Marjan Mijajlovic, dessen Dijamaaaaaaaantuuuuuuuuuuuuuuu schon geradezu legendär ist :-)


Montag, 4. März 2013

brauchen Ossis demnächst auch Integrationskurse?

letzte Woche hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer jungen Frau aus dem Östen. Das anfangs berufliche Gespräch wurde ab dem Punkt privat als sie erwähnte, wie schwer sie es anfangs hatte, hier Fuss zu fassen. Als Beispiele führte sie mir dann Situationen auf, die ich oder Freunde auch schon original so erlebt hatten. Überspitzt formuliert: Statt Dreckstürke Drecksossi eben. Bedenkt man, wie lange die Wiedervereinigung her ist und wie viel Zeit die Deutschen hatten, um sich aneinander zu gewöhnen, gab mir das dann sehr zu denken: Woher dieser Vorbehalt? Der Soli und der zugegeben gewöhnungsbedürftige Dialekt können es allein doch nicht sein? Zumal schwäbisch direkt nach dem sächsischen die Liste der unbeliebtesten Dialekte in Deutschland anführt :-)  Meine Frage an der Stelle ist: Erwarten wir zu viel von  "den" Deutschen, wenn wir verlangen, dass sie eine fremde Kultur oder Religion akzeptieren, wenn sie es noch nicht mal bei der eigenen auf die Reihe kriegen? Oder unterscheiden sich die Ostdeutschen tatsächlich so sehr, dass auch sie sich anpassen müssen? Migrationshintergrund: Naher Osten? Fragen über Fragen, jede erleuchtende Antwort ist willkommen, danke :-)

wenn die Schabracke auf dem Sofa Haschisch raucht

Gestern habe ich etwas Neues gelernt, nämlich dass das Wort Heckmeck arabischen Ursprungs ist: haqi milki = "Mein Recht, mein Eigentum", Beginn einer Kreditrückforderungsformel arabischsprachiger Juden, die im Mittelalter ab 1492 aus Spanien nach Deutschland kamen. Als ich mich dann näher mit dem Thema beschäftigte war ich überrascht, wie viele Worte aus dem deutschen Sprachgebrauch tatsächlich türkische oder arabische Wurzeln haben:  Admiral, Arsenal,Artischocke,Elixir, Giraffe, Havarie,Joghurt Kadi, Karaffe, Kiosk, Kismet, makaber, Magazin, Matratze, Razzia, Tarif, Ziffer, Zucker. (Die Überschrift ist übrigens keine Selbstbeschreibung sondern ein weiteres Beispiel :-)) Was mich dann auf den Gedanken brachte, dass es ein paar Begriffe gibt, die auch eingedeutscht werden sollten an denen ich fast verzweifle, weil ich einfach kein passendes Wort dafür finde: 
Sabur - geduldiges Ertragen eines Zustandes, in dem Wissen, dass es Gottes Wille ist und man selber nicht wirklich was daran ändern kann
Nafaka -  ist uns von Gott bestimmt und vor unserer Geburt von Engeln ins Schicksalsbuch geschrieben
rahat - mehr als zufrieden und weniger als glücklich sein
merak - mehr als Genuss
Sollte hier jemand ein richtig gutes Wort für finden, möge er sich bitte melden, danke!

Samstag, 2. März 2013

respect to Frenkie / Brief an Milan

Adnan Hamidović - Frenkie ist einer meiner Lieblingskünstler und  "Troyanac" habe ich gerade im Dauer-Replay. Als Schützling von Edo Maajka überzeugt er mit Texten, die weh tun (hat Wahrheit so an sich) und kreativem Wortwitz. Besonders hervorheben möchte ich an der Stelle, als eine gute Ergänzung zu diesem Thema Der Satte versteht den Hungrigen nicht, ein Lied: 
In diesem Brief an Milan, einem Friedensaktivisten aus Belgrad gibt es keinen moralischen Zeigefinger, geht es nicht um Massengräber und auf welcher Seite es mehr Opfer gab. Frenkie fordert ein Gespräch, einen Dialog, eine Auseinandersetzung mit dem was passiert ist.  Es geht nicht darum, wieder "zusammen Weihnachten und Bajram zu feiern", sondern gemeinsam einen Weg zu finden, den Teufelskreis zu durchbrechen, damit es nicht wieder zum Krieg kommt.

Freitag, 1. März 2013

ein kleiner Ausflug in die Geschichte

Am 29.02./ 01.03.1992 fand in Bosnien-Herzegowina die Volksabstimmung zur Unabhängigkeit und dem Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawien statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 63%, 99,4% sprachen sich für eine staatliche Souveränität aus. Das Land erklärte am 02.03.1992 seinen Austritt, die internationale Anerkennung erfolgte am 17.04.1992, was danach kam, wissen wir alle. 
Happy birthday Bosno moja divna, mila, 21 Jahre ist ein gutes Alter, man hat die Pubertät hinter sich und wird so langsam erwachsen, Bosnien, ich hoffe Du machst das Beste daraus...