Sonntag, 28. April 2013

wer den Dach-Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen...

Seit gestern amüsieren sich die Twitter-Balkaneros köstlichst über dieses Foto, das der serbische Politiker Vuk Jeremic gepostet hatte, in der irrigen Annahme, er hätte den echten Bono Vox neben sich stehen :-)
(Zur Erklärung: Der Ursprung dieser Geste liegt im orthodoxen Glauben, in dem man das Kreuz mit drei Fingern macht, allerdings wurde eben diese Geste während der Kriege auf dem Balkan zum Gruss und Siegessymbol der serbischen Cetnik-Extremisten und meiner Meinung nach zum absoluten no go wie der Hitlergruss auch)

Da frage ich mich doch, wie bescheuert muss man sein, um:
1. als gewählter Präsident der UN-Vollversammlung mit einer Geste zu posieren, die für nichts anderes steht als menschenverachtenden Nationalismus, der seinesgleichen sucht?
2. zu glauben, dass ein Bono Vox, Ehrenbürger Bosniens, der als einer der ersten den Krieg in Bosnien aufs schärfste verurteilte, drei Finger hebt? 


Lässig finde ich die Reaktion des amerikanisch-bosnischen Models Sanela Jenkins, die mit einem trockenen "Vuk, das ist der echte Bono" dieses Foto postete: 

mein persönlicher Favorit ist allerdings:

wie gesagt: wer den Dach-Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen...

Samstag, 20. April 2013

die Mutter aller Klischees: Der Donnerstag Vormittag bei Aldi

Donnerstags gibt es die Angebote und alle sind sie da: 
die türkische Mami, deren Kopftuch so gar nicht zum Rest des Outfits passt und quer durch den Laden brüllt, dass das Kind sofort zu ihr kommen soll
die indische Familie, mit ihren fünf - zehn Kindern, immer auf der Suche nach einem, das sich irgendwo versteckt. 
das italienische Ehepaar das lautstark vor einem Werkzeugkoffer diskutiert
der geizige Schwob, der später den Hass der Leute auf sich ziehen wird, weil er den Betrag von 5,49 passend hat und ewig zum Abzählen der Cents braucht
der Bauarbeiter der sich schnell Käse fürs Frühstück holt
die Rentnerin, die eigentlich Zeit hätte sich aber später als erstes über die lange Warteschlange beschweren wird
die Yoga-Mami, die vor den Bio-Bananen steht und die Nase rümpft, weil sie das eigentlich nicht nötig hätte
die Hartz IV-Mami, die genau das leider nötig hat, weil sonst das Geld hinten und vorne nicht reicht

Alle sind sie da und ich mittendrin, die gefühlt mit allen etwas und nichts gemeinsam hat...
So ein Donnerstag Vormittag beim Aldi erfordert Geduld und gute Nerven. Je nachdem was es gerade im Angebot gibt, sind die Warteschlangen ewig lang und das Gedränge so dicht, dass es das Wort Platzangst neu definiert. Und dann steht man da, beobachtet die Menschen um sich herum und denkt sich: was hat es mit diesem Aldi auf sich, dass es jeden Donnerstag wegen ein paar Bratpfannen und Fahrradhelmen aus allen Nähten zu platzen droht und zum 
ausländerfeindlichkeitsfördernsten Ort der Welt wird?  
Hier ein paar kuriose Fakten zum Thema Aldi: 
Entlang einer später "Aldi-Äquator" genannten Grenze teilen 1961 die Albrecht-Brüder  Deutschland unter sich auf. Theo übernimmt den Norden, Karl gründet "Aldi Süd"  
1971 wird Theo Albrecht entführt. Zwei Wochen später wird er nach Zahlung von Lösegeld frei gelassen und die Täter gefasst. Danach bedankt sich Albrecht bei den Polizeibeamten unter anderem mit 120 Flaschen Sekt und versucht, das Lösegeld von der Steuer abzusetzen. Das Finanzamt lässt das jedoch nicht gelten
Obwohl Scanner-Kassen schon seit den 1980er Jahren in den meisten Supermärkten zum Standard werden, führen Aldi Nord und Aldi Süd das System erst nach der Jahrtausendwende ein. Die Verkäufer müssen zuvor sämtliche Warencodes des rund 1000 Artikel umfassenden Sortiments auswendig können
Alle Manager müssen die sogenannte "Aldi-Bibel" lesen. Das schon vor Jahrzehnten verfasste Handbuch "Standards im Verkauf" zeigt penibel auf, welche Regeln von der Schreibtischordnung bis zur Kittelbestellung zu beachten sind. Die "richtige" Bibel gibt es bei Aldi übrigens für knapp 12 Euro :-)

kad odem u penziju / wenn ich in Rente gehe...


... war ein Satz, den ich von vielen 1.0ern gehört habe und meistens dann fiel wenn von Urlaub oder der Rückkehr nach Hause die Rede war. Die penzija war der Jackpot, die Belohnung für Scheissjobs in einem fremden Land fernab der Familie und dem, was wir unter Heimat verstehen. Die "Urlaube" bestanden für meine Eltern im Wesentlichen aus Baustellen, Handwerkern und Arbeit, Sommer für Sommer bis dann DAS Haus endlich stand. Von meinem Vater hörte ich den Satz das letzte Mal, als ich meinen Onkel und seine Familie in den USA besuchte und meine Eltern fragten ob sie mitkommen wollten. Zu der Zeit bauten sie am neuen Haus, das alte war während des Kriegs zerstört worden und mein Vater wollte in dem Sommer unbedingt die Heizung einbauen lassen. Sie kamen damals nicht mit und mein Vater starb ohne seinen Bruder noch einmal gesehen zu haben. Das Bittere an der Geschichte ist:  Aus dem Freundeskreis meiner Eltern hat tatsächlich nur ein Mann die Rente erlebt, die anderen  Männer starben alle in den letzten 10 Jahren mit Mitte 50, Anfang 60, nach 30 Jahren harter körperlicher Arbeit und alles anderem als einem leichten Leben. Zu sagen, es waren verschenkte, vergeudete Leben empfinde ich irgendwie als anmassend  und dennoch habe ich so ein war-das-alles? Gefühl wenn ich daran denke. Meine Mutter zum Beispiel, eine intelligente Frau voller Lebensfreude und Energie, versauerte 34 Jahre lang in einer Fabrik an der Stanzmaschine, von Selbstverwirklichung keine Spur. Nicht, dass ich den Job abwerten will, ganz im Gegenteil, aber sie wäre, finde ich, eine gute Lehrerin gewesen.  Und auch wenn sie sagt, dass sie glücklich ist, stolz auf meinen Bruder und mich, froh, dass wir es tatsächlich leichter und ein besseres Leben als sie haben, tut es mir in der Seele weh, wenn sie mir irgendeinen blöden Wisch zum Ausfüllen bringt, ich sie mit unseren Nachbarn reden höre und ich an die unzähligen verloren Träume denke, während in der Heimat genauso viele unzählige, große, geradezu dekadent-protzige Häuser leerstehen, in denen nur der Geist der Rente rumspukt...

Sonntag, 14. April 2013

Deutschland aus anderen Augen / Migranten als Brückenbauer

Was denkt ein Mensch, der aus China, Russland oder Nigeria stammt und in Deutschland lebt, über die Deutschen und das Land? Wie wird das Leben hier wahrgenommen? Was fällt auf, und was wird als angenehm bzw. unangenehm erlebt? Wie unterscheidet sich das Leben in Deutschland im Verlauf der Zeit, so zum Beispiel in den 60er, 70er oder 90er Jahren? Diesen und anderen Fragen wird in 20 Porträts von Menschen, die aus Afrika, Asien und 
Lateinamerika stammen, nachgegangen. Alle sind moderne Nomaden, Menschen, die zwischen den Welten leben und ihr Leben zwischen ihrem Herkunftsland und Deutschland verbringen. Sehr persönlich und in lockerem Ton erzählen sie, aus welchen Gründen sie nach Deutschland gekommen sind, welche Erwartungen sie hatten und wie sie das Leben in Deutschland wahrnehmen. Die Perspektiven sind vielfältig und unterschiedlich, mal widersprüchlich und mal übereinstimmend. Es ist eine Reise in die deutsche Kultur, eine Suche nach deutschen Identitäten. Zudem möchte das Buch dazu einladen, sich mit dem Themenkomplex Migration und Integration auseinanderzusetzen und zu erfahren, wie Prozesse der Integration subjektiv erlebt und reflektiert werden.

Freitag, 12. April 2013

im Land der Wunden und der Wunder

Bosnien-Hercegovina geht unter die Haut. Wie ein offenes Buch, das Geschichten von Tragik und Hoffnung erzählt, liegt das Land vor seinen Besuchern - und beschenkt sie mit unvergesslichen Momenten. 
Hier ein sehr schöner Artikel aus der FAZ: 
Artikel FAZ

Donnerstag, 11. April 2013

sta buljis ko tele u sarena vrata? / was starrst Du wie ein Kalb auf die bunte Tür?

HILFE, es ist passiert! Ich werde zur old school balkanero mami :-) Woran ich das gemerkt habe? Daran, dass ich letztens zu meiner Tochter: nemoj sine - lass das, Sohn gesagt habe  Als Kind habe ich es sowas von gehasst und schon gar nicht verstanden, dass man mich Sohn nennt und vor allem es auch fremde Menschen tun. Nun war dieses SINE nicht das einzige, was ich so nie nachvollziehen konnte aber über das ich mittlerweile herzlich lache.



Hier die Klassiker :-) 
1. gdje ti je potkosulja? - wo ist Dein Unterhemd
2. utrpaj potkosulju! - stopf Dein Unterhemd in die Hose
3. cuvaj se promahe! - pass auf, dass Du keinen Zug abkriegst
4. makni se od televizije, pokvarit ce ti se oci - geh weg vom Fernseher, schlecht für die Augen
5. ne izlazi sa mokrom kosom vani, ne d'o Bog okrenut ce ti se usta!
6. ne gutaj zvaku, zaljepit ce ti se za crijeva - schluck den Kaugummi nicht runter, er klebt an Deinem Darm fest
7.slusal' te babo? - ist Dein Vater brav?
8. koga vise volis, babu ili mamu? - wen liebst Du mehr, Deinen Vater oder Deine Mutter?
9. samo sacekaj, dok ti dodje babo! warte nur, bis Dein Vater nach Hause kommt
UND der ultimative Klassiker der immer dann kommt, wenn man zur Tür raus will:
10. pamet u glavu! - Vernünftig sein :-D

Sonntag, 7. April 2013

Boško und Admira - Romeo und Julia im Krieg

Das Lied "Boško i Admira" ist die erste Single vom neuen Album der legendären Gruppe Zabranjeno pušenje, welches dieses Jahr voraussichtlich im September rauskommt. Die traurige Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: Boško, ein bosnischer Serbe und Admira, eine bosnische Muslimin verliebten sich während ihrer Schulzeit ineinander und kämpften von Anfang an gegen Vorbehalte und Vorurteile. Am 18.05.1993 starben beide auf der Vrbanja-Brücke, zuerst Boško, der vom Sniper getroffen wurde und dann Admira, die es noch schaffte zu ihm zu kriechen und neben ihm starb.


Samstag, 6. April 2013

wo Wunden heilen, bleiben Narben

letzte Woche war ein interessanter Artikel in der Dailymail UK über Mostar, meiner Heimatstadt: Artikel Dailymail Mostar. Der Artikel beschreibt sehr gut das, was ich auch vor kurzem bei meinem Besuch wahrgenommen habe, dass noch vieles im Argen liegt und der Weg zu einer Normalität unabhängig von Religion und Ethnie lang und steinig ist  Links das Foto der zerstörten „Alte Brücke“ oder Stari most über die Neretva, die von 1556 bis 1566 vom osmanischen Architekten Mimar Hajrudin erbaut wurde. Der Stadtname kommt von Mostar = Brückenwächter. Die „Alte Brücke“ wurde am 9. November 1993 durch massiven  Granatenbeschuss von kroatischer Seite zerstört. Rekonstruktionsarbeiten begannen 1996 und wurden mit der feierlichen Wiedereröffnung am 23. Juli 2004 abgeschlossen. Die Brücke und die Altstadt wurden am 15. Juli 2005 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.


Donnerstag, 4. April 2013

Menschen, die mich beeindrucken

Muhamed Mesic wurde 1984 in Tuzla, Bosnien-Herzegowina geboren, und hat sein bisheriges Leben damit verbracht die Gegebenheiten, Visionen und Ideen von sich und anderen zu verbinden. Schon als Kind wurde ihm eine Art Inselbegabung, eine Form von Autismus, attestiert. Mit seiner akademischen Ausbildung als Jurist, seiner Begabung für das Lernen und als Networker aus Leidenschaft hat Muhamed bereits mit Initiativen, Projekten, Gruppen und Unternehmen in 24 Ländern auf 4 Kontinenten zusammen gearbeitet. Seine Fähigkeit auf 56 Sprachen (!) zu kommunizieren öffnet ihm alle Türen um von dieser Welt zu lernen und seine eigenen Erfahrungen mit ihr zu teilen; angefangen von Aramäisch zu Jüdisch, von Baskisch zu Kinyarwanda, von Quechua zu Georgisch. Muhamed ist ein unverbesserlicher Optimist, der sich der Verbesserung der Welt verschrieben hat, ein Fan der Arktis, des Rad fahren, der Flaggen und eines der schlechtesten Football-Teams der Welt.
Muhamed hat über Kreativwirtschaft, nachhaltige Entwicklung, global citizenship, Völkermord-Studien, Menschenrechte und Networking in 17 Ländern – von Argentinien bis nach Finnland – Vorlesungen, Workshops und Seminare gehalten, Vorträge und Interviews gegeben und in Büchern, Zeitungen und elektronischen Medien geschrieben.
Interview deutsch
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Mittwoch, 3. April 2013

das Pilotprojekt „Anonymisierte Bewerbungsverfahren“

Das Ministerium für Integration möchte mit einem Modellprojekt in Baden-Württemberg Erkenntnisse über die Umsetzbarkeit von anonymisierten Bewerbungsverfahren gewinnen. Ergänzend zur Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2012 soll die Praktikabilität insbesondere bei kleineren und mittleren Betrieben untersucht werden. Anonymisierte Bewerbungsverfahren können einen Beitrag zu einem modernen Personalmanagement leisten und für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Bei Stellenbesetzungen ermöglichen diese Verfahren Arbeitgebern, sich bei der Auswahl zum Vorstellungsgespräch auf die Qualifikation der Bewerbenden zu konzentrieren. In Bewerbungsverfahren werden Bewerberinnen und Bewerber mit ausländisch klingenden Namen auch bei guten Qualifikationen oftmals benachteiligt und nicht zu Auswahlgesprächen eingeladen. Dies belegen wissenschaftliche Studien. Für die Betroffenen bedeuten ständige Absagen eine große Belastung. Aber auch die Betriebe können es sich angesichts des Fachkräftemangels nicht leisten, dass Potenziale - meist unbewusst - verloren gehen. Dabei geht es nicht allein um Migranten. Der Arbeitsmarkt ist zum Beispiel auch für Frauen oder ältere Bewerber nicht so offen, wie er sein sollte. 
Bei anonymen Bewerbungen wird der Blick auf die objektive Qualifikation der Bewerbenden gelenkt. Ausgangspunkt ist ein standardisiertes Bewerbungsformular. Fotos, Zeugnisse oder andere Angaben, die Rückschlüsse auf Geschlecht, Alter, Herkunft oder Familienstand ermöglichen, darf die Bewerberin bzw. der Bewerber nicht mitschicken. Das ausgefüllte Formular senden die Interessenten an den Arbeitgeber oder an eine externe „Neutrale Stelle“. Die Personalverantwortlichen erhalten keine persönlichen Daten, sondern lediglich die Bögen mit den stellenbezogenen Daten. Soll eine Bewerberin oder ein Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, werden zur Vorbereitung des Gesprächs die vollständigen Bewerbungsunterlagen angefragt.
Das Modellprojekt wird vom Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) wissenschaftlich begleitet. Dazu erfolgt unter anderem bei einigen der teilnehmenden Arbeitgeber eine Randomisierung. Das bedeutet, dass die Personalverantwortlichen nach dem Zufallsprinzip Bewerbungsunterlagen erhalten, die entweder anonymisiert oder nicht-anonymisiert sind. Damit wird ein direkter Vergleich der beiden Bewerbungsformen ermöglicht.
Das Vorhaben startete im Dezember 2012 und ist auf ein Jahr angelegt. Ergebnisse und Erkenntnisse werden bis Ende 2013 gesammelt und danach ausgewertet und der Öffentlichkeit vorgestellt: Homepage Ministerium für Integration BW

Montag, 1. April 2013

mein Lieblingslied des Tages

..heute schien hier seit langem wieder mal die Sonne, juhu :-)


Elemental homepage

doğa için çal - play for nature

doğa için çal - play for nature ist ein interessantes wie schönes Projekt, in dem sich 45 türkische Musiker zusammengetan und mittlerweile vier Singles herausgebracht haben. Die Erlöse kommen diversen Umweltschutzprojekten zugute, mehr Infos hier: Play for Nature