Samstag, 31. Oktober 2015

egal, wie lange man bleibt - es ist immer zu wenig 5. Teil




der perfekte Moment...

beim morgendlichen Kaffee mit der Nachbarstochter Maida fragt sie mich, was heute ansteht. Am Abend vorher hatte es geregnet und es war angenehm kühl. Ich schaue zur Burg Stjepan Grad hoch, die man von unserem Balkon aus sieht und ich frage sie, ob sie für uns Touriführer spielen will. Eine Stunde später sind wir unterwegs und auf dem Weg hoch zur Burg verfluche ich in Gedanken jede einzelne Zigarette, die ich jemals geraucht habe. Meine Kleine und Maida, halb so alt wie ich, kraxeln fröhlich vor sich hin, singen, während ich nur damit beschäftigt bin zu ATMEN :-). Gute zwei Stunden sind wir auf dem ausgetretenen Trampfelpfad nach oben unterwegs und Maida amüsiert sich, fotografiert mich, wie ich so verschwitzt und ausser Atem da stehe. Bin so fertig, dass es nicht mal für eine gehässige Antwort reicht und wer mich kennt, weiss, wie selten das vorkommt :-) 


Doch oben angekommen, werde ich für jeden Schweisstropfen mit einem wunderschönen Blick auf Blagaj belohnt. Ich setze mich auf die Wand der Burgruine, zünde mir eine Zigarette an und denke im ersten Moment - NICHTS, ich geniesse die Freiheit und die Ruhe. Wenn es so etwas wie DEN perfekten Moment gibt, dann erlebe ich ihn jetzt in diesem Augenblick, während ich die Buna, die Stadt unter mir, die Wälder und die Berge um mich herum betrachte. Mein Blick bleibt an der Tekija hängen und einmal mehr fällt es mir schwer angesichts der atemberaubenden Schönheit, die passenden Worte zu finden.





Es ist ein faszinierendes Stückchen Erde und Geschichte hier, wie vieles in Bosnien.
Bevor die Türken die Region eroberten, war die Festung im Besitz des Herzogs Stjepan Vukčić Kosača. Von seinem Vornamen leitet sich der heutige Name der Festung ab. 
Der illyrische Stamm Daorsi (Dauersii, Daorsei) baute zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. eine befestigte Siedlung auf dem Gipfel am Oberlauf der Buna. Römer wandelten diese in ein Feldlager (castrum) um. Im 10. Jahrhundert hatte sich die auf den Ruinen der alten römischen Festungsmauern errichtete Burg zum Mittelpunkt der Hum-Region entwickelt. In der Folgezeit machten sich verschiedene Herrscher die Festungsstadt zu eigen: im 11. Jahrhundert besetzten die Fürsten von Zeta aus dem Kernland des heutigen Montenegro die Burg. Anschließend wurde sie vom serbischen Fürsten Stefan Nemanja beherrscht. Im ersten bosnischen Staat gelangte die Burg in den Besitz der bosnischen Könige und im Jahr 1428 in den Besitz der Feudalfamilie Kosača. Im Jahr 1465 eroberten die Türken die Burg und erweiterten sie durch große Türme, fünf Schanzen, ein Verlies und eine Moschee. Der Eingang wurde durch eine eisenbeschlagene Tür geschützt. Im Jahr 1827 wurde die Anlage bei einem Erdbeben schwer beschädigt und schließlich 1835 verlassen.



Meine Kleine ist von der Burgruine begeistert, erzählt gleich von dem bösen Drachen, der die Prinzessin in den Ruinen bewacht und dass sie gerettet werden muss. Das ist der Augenblick, in dem ich mir die Frage, die mich im Karawanketunnel so sehr beschäftigt hat selber beantworte: Ich bin erwachsen geworden und es war das dümmste, was ich je gemacht habe :-)

Wir verbringen einen wundervollen Nachmittag. Als wir nach Hause kommen, schläft meine Kleine fast im Stehen ein. Nach dem Baden schläft sie, ich mache mir einen Kaffee setze mich auf den Balkon und ein paar Zeilen aus einem Gedicht fallen mir ein 

Irgendwann versteh ich das vielleicht:
Ich kann werden, wer ich sein will, ich kann mir nehmen, was ich brauche,
und ich muss nicht länger suchen, weil längst bin, wo ich hingehöre...

Mittwoch, 28. Oktober 2015

egal, wie lange man bleibt - es ist immer zu wenig 4. Teil

 



Voll angekommen...

geniesse ich das Hier und Jetzt - bin auf dem neuesten Stand, was den Klatsch und Tratsch in meiner mahala/Viertel angeht, kenne jeden einzelnen "liegenden Polizisten" von Blagaj bis Mostar (sie heissen Spaha, Dzeko, Vedo und Mise) und der supernette Tankwart an "meiner" Tanke legt mir schon die Zigaretten und meinen Energydrink bereit, sobald ich komme. Das ist übrigens auch so etwas, was mir wie die Bäckereien, die nachts um zwei offen haben, fehlt: Der Tankwart kommt raus und nimmt dir das Tanken ab, nicht nötig aber schön. Und so selbstverständlich sich das auch anfühlt, so oft meldet sich dann doch der Deutsche in mir und zwar in den lächerlichsten Situationen. Beim Müll wegbringen zum Beispiel: Bei uns stehen drei Container und als ich gerade den Müll wegschmeissen will, kommt von der anderen Seite unser Nachbarsjunge, 17 und wirft seinen Müll aus einiger Entfernung in den Container. Blöderweise hat er es nicht mit dem Zielen und seine Tüte landet vor dem Container. Doch statt ihn auifzuheben, lässt er ihn einfach so liegen und der Deutsche in mir könnte kotzen. Es ist lächerlich wie gesagt, doch es sagt viel über uns und unser fehlendes Umweltbewusstsein und Verantwortungsgefühl aus, ob es jetzt der Container auf der Strasse oder ein Flussufer ist.

Bin mit meiner kleinen Cousine verabredet, wir treffen uns in der Altstadt von Mostar und ich kann es mir nicht verkneifen, ein paar typische Touri-Fotos zu machen. Für das Foto der Alten Brücke verdiene ich, finde ich,  Respekt und Anerkennung, bin dafür auf das 27 Meter hohe Minarett einer Moschee gestiegen. Hat nicht wirklich Spass gemacht, war es aber wert!





Meine Cousine verspätet sich und so nutze ich die Zeit und schreibe ein paar Postkarten an Menschen, die mir lieb sind. Ja, Postkarten, liebe Kinder, das sind so rechteckige Bilder auf festem Karton, da schreibt man etwas Nettes auf die leere Rückseite, wie zum Beispiel: Liebe Grüße aus Mostar, klebt eine Briefmarke drauf und schickt es den Menschen, an die man so im Urlaub denkt. Klingt komisch, ist aber so :-)
Ich warte in einem sehr coolen Cafe auf sie, es heisst Pecina/ Höhle, ist tatsächlich in einer Höhle drin, was bei 40 Grad perfekt für eine kleine Auszeit ist und das erste Mal seit langer Zeit, ärgert sich die Deutsche in mir nicht darüber, dass jemand unpünktlich ist, ein gutes Zeichen :-) 

Ich freue mich auf meine Cousine, die mein Stolz, meine Heldin und eine Kämpferin ist, wie sie im Buch steht . Sie wird dieses Jahr 29, im Krieg hat sie als Kind einen Granatenangriff in der Nähe ihres Hauses überlebt, allerdings hinterliessen die Splitter so schwere Schäden, dass sie seitdem rechtsseitig gelähmt ist. Sie kommt von der Arbeit und muss erstmal ihrem Ärger Luft machen. Sie arbeitet für eine NGO, berät Kriegsopfer, mit bleibenden körperlichen Schäden, in allen Belangen des Alltags. Diese Opfer sind angefangen von nötigen Therapien bis hin zu Prothesen usw. oft alleine auf sich gestellt und müssen sich vieles erkämpfen. Sie erzählt mir von dem Fall, den sie an dem Tag hat. Es handelt sich um einen ehemaligen Soldaten, im Krieg schwer verletzt, nur eingeschränkt arbeitsfähig, dem nun die finanzielle Unterstützung entzogen wird. Ich höre zu und betrachte sie dabei. Die Stärke und Entschlossenheit, mit der sie davon spricht, dass das eine Ungerechtigkeit ist und sie dagegen angehen wird, macht mir Hoffnung und Mut, dass in diesem Land noch nicht alles verloren ist. Denn zum Glück und Gott sei Dank gibt es junge Menschen, wie sie, die den Müll in Form von sozialer Benachteiligung, Ungerechtigkeit, Korruption und Vetternwirtschaft aufräumen können und hoffentlich werden. Ich lächle sie an und meine im Scherz: Du solltest in die Politik gehen, ihr lakonische Antwort: lass mich nur in Ruhe mit dem Scheiss...Wir quatschen uns fest und erstaunt stelle ich fest, wie spät es ist und ich nach Hause muss, da sich Besuch angekündigt hat.


Auf dem Weg zum Auto fallen mir einige Häuser auf, die 20 Jahre nach dem Krieg noch immer zerstört da stehen, Efeu wächst aus den Einschusslöchern und wie es so bei Vielem der Fall ist, fühlt sich auch hier anscheinend keiner zuständig. Ich komme an diesem Graffiti vorbei und verdammt denke ich mir, was läuft in diesem Land nur schief?

Montag, 26. Oktober 2015

egal, wie lange man bleibt - es ist immer zu wenig 3. Teil


 

 

 Familienausflug :-)


Am nächsten Tag fahre ich mit meiner Mutter und meiner Kleinen zu den Kravice-Wasserfällen, 40 Kilometer von Mostar. Drei Generationen zusammen unterwegs, fühlt sich gut an. An den Wasserfällen angekommen, muss ich erst mal meine Kleine bremsen, dass sie nicht direkt ins Wasser springt. Die Hauptsaison ist zum Glück vorbei, sodass es nicht allzu überlaufen ist. Ich bin kein Freund von Superlativen, aber die knapp 30 Meter hohen Wässerfälle, umgeben von Bäumen sind tatsächlich atemberaubend schön, anders kann ich es nicht sagen und auf jeden Fall einen Besuch wert!
Auf dem Rückweg halten wir in Počitelj, Mamas Onkel hat hier lange vor dem Krieg als Imam gearbeitet, sie zeigt mir das Haus der Familie, erzählt mir von damals, wie sie als junges Mädchen zu den teferci (Dorffeiern mit Musik) gegangen ist, wie seinerzeit beim Kolo, dem Volkstanz, das Mädchen einen Jungen nie an der Hand sondern an einem Taschentuch gehalten hat. Sie lächelt, ihre Augen leuchten. Und so gerne und viel meine Mutter redet, so schwer tut sie sich damit, ihre Gefühle zu zeigen. Umso schöner finde ich es, dass sie es jetzt macht und mich an ihren Erinnerungen teilhaben lässt.  
Wir fahren weiter zu Burg, schaffen es tatsächlich aber nur zur Hälfte hoch und besuchen die Moschee. Počitelj ist ein kleines Städtchen, mit einer faszinierenden Geschichte: So wurde die Festung zum Beispiel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Festung durch die damals herrschenden Ungarn systematisch ausgebaut, um die auf Zentralbosnien und Mitteldalmatien zielenden Feldzüge der Osmanen abwehren zu können.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es den Osmanen am 19. September 1471 doch, die Burg unter ihre Kontrolle zu bringen. Damit war das wichtigste Hindernis für die Eroberung Bosniens und der westlichen Herzegowina beseitigt. Unter osmanischer Herrschaft wurde Počitelj als Bollwerk gegen das noch immer von der Republik Venedig beherrschte Dalmatien ausgebaut. Die Siedlung wurde bereits im 16. Jahrhundert deutlich erweitert; nach 1600 folgten der Bau typisch orientalischer Stadtgebäude. Ein Hamam (Bad), eine Medrese (Koranschule), ein Han (Gasthaus) sowie eine Sahat kula (Uhrturm) wurden errichtet. Das Wasser für den Hamam wurde aus der Neretva in die am Berg gelegene Stadt befördert. Seinerzeit war Počitelj damit eine der modernsten Städte der Region. Im Krieg wurde Počitelj zunächst von serbischen Truppen, dann von der HVO angegriffen und verwüstet. Die Truppen der selbsternannten Republik Herceg-Bosna nahmen 1993 viele überwiegend muslimische Einwohner gefangen, deportierten sie in Gefangenenlager, deren größtes das Lager Dretelj war, und zerstörten die Moschee, den Hamam sowie den Han und zahlreiche osmanische Häuser aus dem 18. Jahrhundert.. Die Rekonstruktion der meisten historischen Gebäude wurde 2002 abgeschlossen.

Die Fotos aus Pocitelj hat mir freundlicherweise Safet zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür, sie sind SEVDAH!










Gleich in der Nähe der Moschee setzen wir uns in Cafe, verschnaufen bei Kaffee und Limonade. Tatsächlich hatte in letzter Zeit selten die Möglichkeit, mit meiner Mutter einfach zu reden, als Freundin, auf Augenhöhe und es tut uns beiden so gut, merke ich....
Meine Kleine schläft auf dem Rückweg im Auto ein, im Radio läuft Zaim Imamovic, 





meine Mutter und ich singen leise mit, die Sonne scheint und wie war das nochmal - das Glück liegt in den kleinen Dingen...

Clash der Kulturen...

Ein Freund, der in München lebt, kommt aus Kroatien zu Besuch, wir fahren zur Tekija. Ich beobachte ihn, als wir den Hof betreten und er reagiert genau so, wie ich es schon vermutet hatte und bei einigen meiner deutschen Freunde schon erlebt hatte. Er ist begeistert und stellt mir viele Fragen bei der ersten der insgesamt sechs kahvas an diesem Tag. Im Gespräch fällt die obige Überschrift, nicht weil hier ein Kroate und eine Bosnierin, sondern ein Bayernbazi und eine Spätzlesfresserin am Tisch sitzen. Auf dementsprechend hohem intelektuellen Niveau führen wir dann auch das Gespräch :-) Zwischendurch wird es auch ernst, wir reden über den Nationalismus auf beiden Seiten, über Religion und wie sehr sie eben von diesen Nationalisten missbraucht wird. Das Gespräch setzen wir dann in Mostar fort und beim Abendessen in meinem Lieblingsrestaurant mit der Terasse und dem wundervollen Blick auf die alte Brücke stellen wir fest, wie scheisse doch Nationalismus ist, dass Gastarbeiterkinder alle einen an der Klatsche haben und wie einfach doch alles sein könnte, aber einfach einfach zu einfach wäre :-)


Sarajevo, wir kommen....

Abends geben Frenkie und Kontra ein Konzert in Sarajevo, mittags machen sich mein kleiner Cousin Muharem und ich auf den Weg, im Auto spricht er sich seinen Frust von der Seele: Nächstes Jahr ist er mit der Schule fertig und steckt im Zwiespalt: das studieren, worauf er Lust hat und im Anschluss arbeitslos sein oder das studieren, was ihm sein Vater empfiehlt, auf die guten Beziehungen hoffen um nach dem Studium einen Job zu haben, der ihm zwar keinen Spass macht, aber Geld nach Hause bringt. Bitter, welche Gedanken man sich Anfang Zwanzig in Bosnien machen muss...
Wir treffen uns mit Goca, einer lieben Freundin aus Stuggi. Der Club ist schon gut gefüllt als wir kommen, das Durschnittsalter bei Zwanzig, doch hey man ist immer nur so alt, wie man sich fühlt. 


mein Bosnien reicht von der Neretva zur Drina, Deins von der Bascarsija bis zur Cengic Vila

Frenkie, 1982 geboren, hat den grössten seinen Teil seiner Jugend als Flüchtlingskind in Deutschland verbracht. Seine Karriere begann als Backup MC und Schützling von Edo Maajka in der FM JAM-Familie. Mittlerweile gehört er zum Urgestein der Hip Hop Szene auf dem Balkan. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, seine überaus scharfzüngigen Texte sind geprägt von Wortwitz und einer brutalen Ehrlichkeit, die weh tut.
Neben seiner Musik ist er auch politisch aktiv, so hat  er sich in einem gemeinsamen Projekt mit einem serbischen Friedensaktivisten des Themas Krieg bzw. Vergangenheitsbewältigung angenommen, heraus kam dabei unter anderem eine überaus interessante Doku, anbei die Kurz und Langversion: 





Kontra, der "Jungspund" überzeugt mit intelligenten Texten und genialen Beats. Sein Album "Igra rijeci" / Wortspiel war letztes Jahr das bestverkaufte Hip Hop Album auf dem Balkan. Mit gerade mal 26 Jahren hat er schon drei Alben veröffentlicht, an Battles in ganz Europa teilgenommen und verdient auf jeden Fall Achtung und Respekt: 



Geflügelrollen nachts um zwei...

nach dem Konzert fahren wir zurück und unterwegs kriege ich Hunger, wir halten in Jablanica an der Bäckerei Putnik / Reisender und holen uns was zum Essen. Ganz ehrlich: selten hat mir etwas so gut geschmeckt wie diese Geflügelrolle nachts um zwei oder wie wir es so schön sagen: leglo mi ko budali samar :-D (An dieser Stelle muss ich mich bei den deutschen Lesern entschuldigen, manche Sachen kann man einfach nicht übersetzen ohne dass der Witz verloren geht, SORRY!)













Sonntag, 25. Oktober 2015

egal, wie lange man bleibt - es ist immer zu wenig 2. Teil

 

 klapper nicht mit den Pantoffeln...


 
 

In unmittelbarer Nähe der Tekija befindet sich das Haus der Familie Velagic.  1766 erbaut steht das Gebäude unter Denkmalschutz, im Haus befindet sich ein Geschichtsmuseum sowie zwei Terassen, wo man Kaffee trinken kann. Und tatsächlich, so habe ich das Gefühl, scheint die Zeit still zu stehen, sobald man den Hof betritt. Die Pantoffeln an der Tür wecken in mir eine leichte, sentimentale Wehmut: Ich sehe meine Oma vor mir, wie sie bei uns auf dem Dorf, in ihren Dimije mit einem Topf voll Sarma zu ihrer Nachbarin huscht und habe das Klappern ihrer Pantoffeln im Ohr. Manche Erinnerungen sind Gold wert und diese ist eine meiner liebsten... 





An der Tür heisst es erstmal: Schuhe ausziehen und die Zeitreise beginnt: Sämtliche Möbel und Einrichtungsgegenstände sind, sofern sie den Krieg überstanden haben, liebevoll, zeit- und kostenintensiv restauriert worden. Die Teppiche sind von Hand gewebt, die Kissenbezüge von Hand bestickt, man merkt, hier kümmert sich jemand mit sehr viel Liebe um jedes Detail. Ich schaue mich um und sehe sie vor mir sitzen, die Familie um die sinija, den runden Esstisch, auf dem Boden hocken und miteinander essen, reden, lachen. Dann im Anschluss der Kaffee, während die Kinder im Haus spielen. Ich betrachte die einzelnen Gegenstände und verliebe mich in die Oldschool Babywiege.





















  



Mirza Velagic schliesst mir die Tür zum hinteren Teil des Gebäudes auf, ein Steg führt über die Buna, ein frisch gereinigter Teppich trocknet gerade in der Mittagssonne und während die Sonnenstrahlen auf dem Wasser glitzern, spüre ich den Sevdah in mir, eine Mischung aus Lebensfreude und Nostalgie, Wehmut und Energie. Ein komisches, aber gutes Gefühl...





Wir gehen hoch zur Terasse, Mirza bringt uns zwei Kaffee und selbstgemachte Limonade. Er ist Anfang Zwanzig, studiert und im Sommer arbeitet er hier, wobei er es nicht als Arbeit empfindet sagt er, sondern als Lebensaufgabe. Sein älterer Bruder und er widmen sich dem Erhalt des Hauses und des Museums mit ganzem Herzen. Die Geschichte des Hauses sowie das kulturelle Erbe seien zu wertvoll um es dahinsiechen zu lassen. Leider sieht das die Regierung nicht so, denn auch wenn das Haus unter Denkmalschutz mit strengen Auflagen steht, sind die Brüder Velagic was die Finanzierung angeht, zum grössten Teil auf sich selber gestellt und jeder Antrag auf Fördergelder ein Kampf gegen Windmühlen. Während wir unseren Kaffee trinken, kommen immer wieder Touristen, setzen sich zu uns, man plaudert und es fasziniert mich immer wieder, wen es so nach Blagaj zieht. Ob es die österreichische, sehr sympathische Hippie-Braut auf einem Selbstfindungstrip, das ältere italienische Ehepaar oder eine ganze Gruppe türkischer Touristen ist, ich finde es spannend, sie zu beobachten, ihnen zuzuhören. Mit Sherry komme ich ins Gespräch, sie ist 36, aus den USA und hat vor 6 Monaten ihren gutbezahlten Job bei einem Fernsehsender in Detroit gekündigt, seitdem ist sie in Europa unterwegs. Sie kommt gerade aus Kroatien und ist begeistert vom Balkan. Gute zwei Stunden sitzen wir so da, reden, dann zieht sie weiter zur Tekija. Gerade als ich auch gehen will, kommt Manuel, ein Deutscher, der wissen will wann der Bus nach Mostar fährt. Er setzt sich zu uns, Mirza kommt mit der nächsten Kahva und wir ins Gespräch. Manuel ist im Rahmen eines Projektes für eine NGO auf dem Weg in den Kosovo und hier auf der Durchreise. Er erzählt uns vom Projekt, es geht um den Aufbau und Förderung eines Dialoges zwischen Albanern und Serben. Alter Schwede, denke ich mir, das wird eine kreative Herausforderung. Nicht nur, dass es ein schweres Thema ist, für einen Deutschen ist das erste Mal auf dem Balkan ein Schock, in jeglicher Sicht. Angefangen vom Alltag ohne Mülltrennung, Strassenverkehrsordnung und geregelte Öffnungszeiten der Läden bis hin zu einer Bürokratie, bei der man hinten und vorne nicht mehr durchblickt. Man merkt Manuel an, dass er schon seine Erfahrung damit gemacht hat, mir gefällt, dass er es mit Humor nimmt. Da er seinen Bus verpasst hat, nehme ich ihn nach Mostar mit, auf dem Weg erzählt er mir von seiner Arbeit und es beeindruckt mich, mit welcher Begeisterung aber auch Ernsthaftigkeit er davon erählt. Manuel, wenn Du das hier liest, bitte mach so weiter, denn das was Du machst, ist wirklich gut und wichtig! 

Nachdem ich ihn abgesetzt habe, gehe ich noch schnell einkaufen und eine Momentaufnahme auf dem Parkplatz zeigt mir, wie krass die Situation in Bosnien tatsächlich doch ist- barfuss oder Lackschuh. Entweder Du hast nichts oder Du hast alles - willkommen in Bosnien!




Abends treffe ich mich mit Freunden zum Essen. Wir sitzen auf der Terasse des Restaurants mit einem wunderschönen Blick auf die Alte Brücke und so entspannt die Stimmung ist, so ernst ist das Thema:


Nermin und Vahid sind gerade zurück aus Belgrad, wo sie Spenden an die syrischen Flüchtlinge im Park im Wert von 2000 € verteilen haben. Nermin ist Vorsitzender des Vereins "Zusammen für unsere Stadt" und ein Bilderbuchbosnier: renitent, stur, bisweilen anstrengend aber unglaublich herzlich und hilfsbereit. Er erzählt mir, was als nächstes geplant ist, sie wollen Rentner und Familien mit Brennholz für den Winter versorgen. Die Begeisterung, mit der er von den geplanten Aktionen spricht, beeindruckt und beschämt mich gleichzeitig,zeigt sie mir doch vor allem eins: es sind die am wenigsten haben, die am meisten geben!






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 23. Oktober 2015

egal, wie lange man bleibt - es ist immer zu wenig - 1. Teil







dieses Mal fange ich mit dem Ende an:

Nach vier Wochen Urlaub in Bosnien und drei ziemlich stressigen Wochen hier sitze ich nun endlich wieder am PC und arbeite an meinem Reisetagebuch. Eigentlich wollte ich davon schreiben, wie wunderschön doch Bosniens Landschaft, wie interessant Bosniens Geschichte ist, was man gesehen haben muss, wenn man Sarajevo, Mostar usw. besucht, doch dieses Mal kriege ich es nicht hin. Denn mein Urlaub war kein Urlaub im klassischen Sinne, es war vielmehr eine Flucht vor dem alltäglichen Chaos, vor dem schwarzen Loch nach meiner Kündigung, meine Suche nach innerem Frieden. Es liegen sehr intensive Momente, Begegnungen, Gespräche hinter mir, weswegen das wahrscheinlich mein bislang emotionalster, persönlichster Text wird. Seht mir bitte an der einen oder anderen Stelle den typischen Balkan-Pathos nach  und verzeiht mir, falls ich das Wort Seele zu oft benutzen sollte :-)

keine Geschenke...

... nehme nur meinen Pass, Geld, eine Tasche und meine Lieblings-CDs mit. Die Tage vor meiner Abreise sind geprägt von Vorfreude, Unruhe und Ungeduld. Als ich mittags losfahre, scheint die Sonne und ich freue mich, wie ein kleines Kind. In Gedanken sitze ich schon bei meiner Tante im Garten, esse ihre Palacinke mit selbstgemachter Pflaumenmarmelade, trinke Kaffee in der Stadt und beobachte den Sonnenaufgang über den Hügeln von Blagaj. 
1300 Kilometer Fahrt liegen vor mir und mit jedem Kilometer, den ich fahre, kommen die Erinnerungen und Momentaufnahmen wieder: Mini me, hinten in einem vollbepackten Auto, der Kofferraum voller Koffer, Alditüten mit Süßigkeiten, Persil, neben mir sitzt mein Bruder mit seinem Walkman, Bijelo Dugme läuft, meine Mutter, die meinen Vater zum hundertsten Mal fragt, ob er die Pässe, seinen Führerschein und das Geld hat, mein Vater, der die Frage mit stoischer Ruhe zum hundertsten Mal mit Ja beantwortet und sich dann wieder aufs Fahren konzentriert, während er Safet Isovic hört und ich freue mich auf meine Cousins und Cousinen, aufs Baden in der Neretva, auf Freiheit. 
Scheisse, denke ich mir, während ich durch den Karawanketunnel fahre, wann und warum habe ich dieses Gefühl der Freude verloren? (Eine Frage, die mich durch Slowenien beschäftigte und ich mir dann endlich drei Wochen später beantworten konnte, dazu später mehr) 1300 Kilometer alleine im Auto führen zwangsläufig, dazu sich Gedanken zu machen, die man im Alltag gerne verdrängt und so gerne ich in Gesellschaft bin, so sehr geniesse ich diese Gelegenheit, mal im Kopf "auszumisten", einen Alltag, der was von einem Hamsterrad hat, geprägt von Leistungsdruck, Stress, nicht erreichten Umsätzen, zwischen PC, Kindergarten und Herd hinter sich zu lassen, durchzuatmen...
Nach 19 Stunden nähere ich mich Bosnien, an der Ausfahrt Novska fahre ich an Jasenovac vorbei, es ist Nacht, die Strassen leer. Zu meiner linken Seite sieht man hell erleuchtet "Die steinerne Blume". Ich fahre rechts ran, zünde mir eine Zigarette an und während ich das Mahnmal betrachte, schnürt sich mein Magen zusammen. So harmlos "Die steinerne Blume" aussieht, so bedrohlich und unheimlich wirkt sie auch, kennt man die Geschichte dazu: "Die steinerne Blume" ist ein Denkmal für die Opfer des Konzentrationslagers Jasenovac, entworfen von Bogdan Bogdanović, erbaut 1966. Ein weiterer trauriger Beweis dafür, dass der Mensch sich selber der grösste Feind ist...
Zum KZ selber sagt Wikipedia folgendes: 
Das Konzentrationslager Jasenovac (serbokroatisch Koncentracioni logor Jasenovac, Концентрациони Логор Јасеновац; Jiddisch: יאסענאוואץ; Hebräisch: יסנובץ‎), benannt nach dem in der Nachbarschaft gelegenen Ort Jasenovac, war während des Zweiten Weltkriegs das größte Sammel-, Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager im faschistischen Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) sowie eines der größten in ganz Europa. Es war das einzige Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg in Europa, in dem ohne deutsche Beteiligung planmäßig gemordet wurde. In Jasenovac starben größtenteils Serben, aber auch zahlreiche Juden und Roma, sowie Regimegegner, darunter auch Kroaten und bosnische Muslime.
Der von der Ustascha zwischen 1941 und April 1945 geleitete Lagerkomplex, kurz unterhalb der Mündung der Una in die Save 95 km südöstlich von Zagreb gelegen, bestand aus insgesamt fünf Nebenlagern und drei kleineren Lagern. Zu den Lagern gehörten drei Kinderkonzentrationslager: KZ Sisak als größtes, KZ Gornja Rijeka als kleinstes sowie das KZ Jastrebarsko. Angaben, nach denen die Gesamtfläche des Komplexes bis zu 240 Quadratkilometer betrug, sind fragwürdig, weil unklar bleibt, was dabei unter „Komplex“ verstanden wird.

Mit diesem unguten Gefühl im Magen und ziemlich morbiden Gedanken fahre ich weiter, es ist nicht mehr weit bis zur Grenze und das einzige, was ich in diesem Moment brauche ist ein heisser Kaffee. Es dämmert langsam, die bosnische Flagge weht über dem Grenzhäuschen und ich werde ich von einem für mich viel zu gut gelaunten Grenzpolizisten begrüsst, der sehr überrascht davon zu scheint, dass eine junge Frau sich alleine auf so einen weiten Weg macht. Sein "sretno" und sein Lächeln versüßen mir den Moment, der kurz darauf auch schon wieder vorbei ist, als mir von Riesenplakatwand das Sackgesicht Dodik entgegenlächelt und im Radio als erstes Turbofolk kommt. Willkommen in Bosnien! 
Nein, denke ich mir, das ist nicht das Bosnien, das ich kenne und liebe! Das Bosnien, das ich liebe, sind nicht die drei Buchstaben einer nationalistischen Partei oder nur "selam alejkum", "gepriesen sei Jesus" oder "hilf Gott". Das Bosnien, das ich liebe, ist der Sevdah, der Sonnenuntergang über der Alten Brücke in Mostar, der Sonnenaufgang über der Una,  es ist der Moment in Sarajevo, wenn der Muezzin zum Gebet ruft, während in der Nachbarschaft Kirchenglocken läuten. Das Bosnien, das ich liebe, sind die Menschen, so anstrengend sie für den Deutschen in mir manchmal sind, voller Herzlichkeit, voller Wärme, die einen grausamen Krieg überlebt, eine Naturkatastrophe überstanden haben und jeden Tag aufs Neue kämpfen. Die erste Stadt, durch die ich durchfahre ist Prijedor ein kleines Städtchen, das nach Srebrenica ein weiteres trauriges, bitteres Beispiel für die Grausamkeit des Bosnien-Krieges ist. Ich hole mir meinen heissersehnten Kaffee und fahre weiter, nach Prijedor fängt mein Glückspiel an. Als Teil der Republika Srpska sind die meisten Ortsschilder in kyrillisch, sodass für mich, die ich nur noch vereinzelte Buchstaben kenne, die Fahrt durch diesen Teil Bosniens ein fröhliches Rätselraten ist, das jedes Mal irgendwie funktioniert, bis auf ein Mal als ich vor Jahren mit einer Freundin unterwegs war und wir nachts auf dem Militärflughafen in Laktasi landeten. Heute lache ich über diese Geschichte, aber glaubt mir, damals kurz nach dem Krieg, war uns beim Anblick der Soldaten, mit ihren Gewehren über den Schultern, alles andere als nach Lachen zumute. 
Die Sonne geht auf, ich fahre weiter nach Sanski Most, erster Stopp, Familie besuchen, mein Kind abholen. Meine Schwägerin ist schon wach, macht ersteinmal bosnischen Kaffee und schon der Duft der kahva fühlt sich wie ankommen an... meine Kleine schläft noch und so trinke ich den ersten in einer Reihe unzähliger Kaffees. Fünf kahvas, eine Portion Cevape und eine Sampita später bin ich zu aufgedreht, zu unruhig zum Schlafen, ich schnappe mir mein Kind und wir fahren weiter nach Mostar. Auf der Landstrasse, kurz nach Sanski Most, sehnt sich der Deutsche in mir nach der guten alten Strassenverkehrsordnung. Vor uns fährt ein LKW mit grossen Holzstämmen, die Holzstämme ungesichert, schwanken fröhlich von links und rechts und bei jedem Schwanken wird mir kurz schlecht, sehe ich sie doch fröhlich vom LKW fliegen aber oh Wunder nichts passiert und ich lache über mich selber. Die Strecke nach Mostar wird zu einer kreativen Herausforderung und Zerreissprobe für meine Nerven- ich merke, ich bin schon lange hier nicht mehr Auto gefahren :-)

Übermüdet, genervt, doch dafür noch relativ entspannt, freue ich mich als ich kurz vor Jablanica das grüne Wasser der Neretva schimmern sehe, die Sonne scheint über den Bergen, die sich majestätisch erheben und jetzt will ich nur noch eins: nach Hause... 


 denn "mit Mostar ist es anders, von ihm verabschiede ich mich nie.Du kannst Mostar zwar verlassen, aber Mostar verlässt Dich nicht. Mostar geht Dir unter die Haut, fliesst in Deinen Adern, vereint sich mit Dir, ohne dass es Dir bewusst wird. Und dann es ist zu spät, die Sentimentalität zieht Dich für immer in die Richtung Deiner Heimat an den Ufern der Neretva. " sagte mal Aleksa Šantić, geboren am 27.05.1868 in Mostar.

endlich durchatmen ...

In Blagaj, 13 Kilometer von Mostar entfernt, steht das Haus meiner Eltern- das Haus, das ich ehrlich gesagt oft genug verflucht habe, vor allem als mein Vater starb und doch freue ich mich jetzt darauf... Der erste, der mich in Blagaj begrüßt ist der "liegende Polizist" eine Bodenschwelle auf dem Fahrweg, dazu gedacht, Rasern Einhalt zu gebieten und Fahrer mit tiefergelegten Prollautos zu quälen.Doch wie so vieles im Leben ist auch hier alles nur eine Frage des Gefühls und der Technik :-) Blagaj ist offiziell eine Stadt, ab 1446 regierten die Osmanen in der Stadt. Gemäß der osmanischen Besiedlungslogik wurde die herzegowinische Stadt in fünf Mahala (türk.: Mahalle=Stadtbezirke) eingeteilt. Bis 1835 waren der überwiegende Teil der Bewohner Blagajs Muslime. Zur Zeit der Herrschaft Österreich-Ungarns wurden wieder größere christliche Bewohner nach Blagaj umgesiedelt. Daher sind die Kirchen in der Regel neueren Datums.

 Doch in Wahrheit ist Blagaj ein kleines Dorf im ewigen Dornröschenschlaf mit einer Hauptstrasse, aus der die Seitengassen abgehen, den obligatorischen Cafes an jeder Ecke, der Buna, einem kleinem Fluss, einem Campingplatz, kleinen Tante Emma Läden und einem Friedhof. An dem halten wir und besuchen das Grab meines Vaters. Meine Kleine schaut mich fragend an, nicht wissend, warum mir auf einmal die Tränen kommen. "Mama erzählt es Dir, wenn Du gross bist, Schatz" ist das einzige, was mir in dem Moment einfällt. Hinter mir höre ich eine Hupe, als ob er  geahnt hätte, wann ich komme, hält mein Cousin an und steigt mit einem breiten Grinsen aus dem Auto. Mein Cousin ist ein süßer, lieber Chaot, 40, geschieden, zwei Söhne, seine Jugend hat er im Krieg verbracht, etwas das ihn fürs Leben geprägt hat und unter dem er heute immer noch leidet. Er nimmt mich in den Arm und es fühlt sich genau so an, wie früher, als wir Kinder waren, nichts, wirklich nichts hatte sich zwischen uns verändert...Er will abends grillen, meine Aussage, ich wäre müde, lässt er nicht gelten und er hat recht, Schlaf wird überbewertet. Endlich kommen wir zu Hause an, vom quitschenden Garagentor aufmerksam geworden, kommt meine Mutter vor die Tür, empfängt uns mit offenen Armen und einem Lächeln. Sie hat sich Sorgen gemacht, sagt sie und im gleichen Atemzug die Frage, ob wir Hunger hätten. Meine Kleine rennt ihr entgegen und für einen Augenblick habe ich das Gefühl, Mini me rennt der Grossmutter in den Arm. Dusche, Powernapping, Umziehen und schon wieder die Hupe, mein Cousin wartet auf mich. Wir fahren zu seinem Wochenendhaus, das inzwischen fertig ist und ich bin begeistert. Ein kleiner Garten vorm Haus, eine Veranda, drinnen Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, Bad und offene Küche. Während wir das Essen vorbereiten, sage ich halb im Scherz: "hier ziehe ich ein!" woraufhin er mich entgeistert ansieht und meint "Red keinen Scheiss, alle wollen hier weg und du willst hier leben?" Und in diesem Moment spüre ich, auf welch dünnem Eis ich mich befinde, wie jeder von uns, der in der Dijaspora lebt. Jemanden, wie meinem Cousin, der ein Viertel meines Einkommens aber fast genauso hohe Ausgaben wie ich hat, der vom Staat enttäuscht ist, weil er als Soldat, der ebendiesen Staat verteidigt hat, nicht geschätzt und vergessen wird usw. müssen doch meine Sorgen und Nöte wie Luxusprobleme vorkommen, denke ich mir. Seine Freunde kommen, eine lustige Runde, doch irgendwann mal fällt im Gespräch eine Aussage, die ich schon so oft gehört habe und inzwischen hasse: Du hast es leicht, du lebst in Deutschland. Oh nein, mein Freund, vielleicht habe ich es leichter, aber leicht ist es deswegen noch lange nicht...

Schlaf wird zwar überbewertet, trotzdem tut es gut auch mal auszuschlafen. Am nächsten Morgen weckt mich meine Kleine mit ihrem fröhlichen Singsang und die Sonne scheint. Ich mache mir eine kahva, setze mich auf den Balkon und geniesse den ersten Zug an meiner Zigarette, den ersten Schluck des Kaffees. Das Glück liegt in den kleinen Dingen...





 
Komm! Komm! Wer du auch bist! Wenn du auch Götzendiener oder Feueranbeter bist.
Komm wieder! Dies ist die Tür der Hoffnung nicht der Hoffnungslosigkeit.
Auch wenn du Tausendmal dein Versprechen gebrochen hast. Komm! Komm wieder! 
Rumi





 

 

 


 



Der erste Weg des Tages führt mich zur Tekija in Blagaj, im 15. Jahrhundert von den Derwischen der Halweti-Tariqa erbaut, heute von den Derwischen des Naqschibandi-Tariqa betrieben. Die Tekija an sich ist kein Kloster im klassischen Sinne, vielmehr diente sie als Rückzugsort des Ordens und bot Reisenden und Hilfesuchenden Schutz und Asyl. Die Derwische lebten einst dort, bescheiden geradezu, asketisch und demütig. Sie dienten Gott, indem sie den Menschen dienten. Auch heute noch werden zu bestimmten Anlässen Dhikr-Zeremonien (Zikr auf bosnisch) abgehalten, in denen Gott gehuldigt und mit seinen schönsten Namen gepriesen wird.
Schon der Weg dahin, beruhigt mich ungemein. Für mich ist die Tekija definitiv einer der schönsten, ruhigsten Orte dieser Welt, voller Kraft und positiver Energie. Ich bleibe kurz stehen, betrachte sie, wie sie da steht, die Berge ragen empor als würden sie die Tekija und die Bewohner beschützen und rechts von mir der Fluss Buna, Touristen laufen an mir vorbei, strömen in die Restaurants am Ufer, manche lachen, manchen setzt die Hitze zu, 40 und mehr Grad sind tatsächlich nicht jedermanns Sache.
Ich gehe weiter, langsam und mit jedem Schritt tauche ich in meine ganz eigene Welt, mit jedem Schritt fällt ein bisschen der Stress, das Chaos, die Hektik von mir ab. Ich durchquere den Hof, gehe rüber zum Balkon und den Treppen an der Quelle des Flusses. Setze mich hin und halte meine Füsse ins einskalte Wasser. Ich habe Glück, es sind gerade kaum Touris da, so dass ich die Ruhe geniessen, dem Plätschern des Flusses zuhören und meinen Gedanken nachhängen kann.
Die Mauern des Hauses, die Quelle, jeder Kopfstein im Hof und die Bäume, die den Schatten spenden,
sind stille Poeten, denke ich mir, die als Beweis dafür dienen, wie sehr Gott doch das Schöne liebt....



















Und während ich meine kahva trinke, ruft der Muezzin zum Mittagsgebet. Ich bete, nicht weil es meine Pflich ist, sondern weil ich dankbar bin. Dankbar dafür, dass ich jetzt in diesem Augenblick hier bin. Dafür, dass es meinen Liebsten gut geht. Dafür, dass mein Leben, egal wie chaotisch es auch sein mag, gut ist, genau so wie es ist.

Warum hast Du schon wieder abgenommen?

Nachmittags besuche ich meine Tante Sevda, die mit dem BMI. Wie erwartet und vermutet, dauert es keine zwei Minuten bis diese Frage fällt. Und dann mach ihr mal klar, dass Du sogar zugenommen hast. Immun gegen jede Aussage dieser Art, zaubert meine Tante in nicht mal 20 Minuten Palacinke auf den Tisch und einmal mehr weiss ich, warum ich sie so über alle Maßen liebe :-) Auf dem Foto unten sieht man Feigen, die meine Tante zum Trocknen ausgelegt hat, superlecker, wen's interessiert.



 











  

Und einmal mehr stelle ich bei der gefühlten 257. Kahva des Tages fest: 
Das Glück liegt in den kleinen Dingen...

 

 

Samstag, 16. Mai 2015

einer von 8372 Gründen...




Mit Zahlen konnte ich noch nie gut umgehen, Kopfrechnen habe ich gehasst, Telefonnummern habe ich mir nie merken können und auf meinem Kontoauszug schaue ich nur ob ein + oder - vor den Zahlen steht. Doch eine Zahl beschäftigt, verfolgt mich geradezu und das ist diese 8372. 8372 Kinder, Jugendliche, Männer waren es nämlich, die in jenem schwarzen Juli 1995, in Srebrenica unschuldig ermordet wurden. 8372 steht für Srebrenica, Tod, Völkermord, Krieg. 20 Jahre sind seither vergangen, gemessen an einem Menschenleben eine lange Zeit, gemessen an der Geschichte nicht mehr als ein kurzer Augenblick..Und nun sitze ich hier, schreibe diese Zeilen an einem warmen Frühlingstag, während ich meiner Tochter beim Toben auf dem Spielplatz zusehe. Die Sonne scheint, Kinder lachen, schreien, die Luft riecht nach Frieden...Normalerweise würde ich lesen, die Kinder beobachten, den Sonnenschein geniessen, doch Srebrenica ist in diesen Tagen ein grosses Thema, wir bereiten die Info-Veranstaltung vor, die Demo steht an und so hängt gerade alles irgendwie mit dem Krieg zusammen. Die Gedanken, die ich mir mache, passen nicht hierher. Zu morbide sind sie, zu verstörend... Ich lasse meinen Blick schweifen und denke: Was wenn wenn jetzt hier eine Granate einschlägt? Was, wenn eine Heckenschütze jetzt eines dieser süßen, unbekümmerten Kinder erschiesst?  Ein absolut unrealistisches Szenario, ich weiss und ich danke Gott und meinem Schicksal dafür. Das Schicksal meinte es gut mit uns: Meine Eltern entschieden sich Anfang der 90er nach langem Hin und Her, doch in Deutschland zu bleiben, ich ging in die Schule, alles lief nach Plan. Im Januar '91 wurde mein Bruder in die JNA, die jugoslawische Nationalarmee einberufen-  nicht ahnend, was uns bevorstehen sollte, feierten wir noch mit ihm in Capljina, wo er stationiert war, mein Vater stolz, meine Mutter besorgt, ich mit meinen 12 Jahren ohne Plan, was da gerade passiert. Kurz darauf, die Meldung, dass Slovenien ein eigenständiger Staat wird, erste Panzer der JNA fahren auf slovenischen Boden und mit den ersten Kriegsbildern in Slowenien verbinde ich vor allem die Angst um meinen Bruder, ich habe heute noch seine verzweifelte Stimme im Ohr, als er meinem Vater sagt, dass er doch nicht auf sein Volk schiessen kann. Unzählige Telefonate, einige durchgeheulte Nächte, Tage voller Panik und 10000 DM später stieg mein Bruder aus dem Flugzeug und erst jetzt, da ich selber Mutter bin, verstehe ich im Ansatz, wie befreiend ihre Tränen gewesen sein müssen, als meine Mutter ihn in den Arm nahm. Der Krieg nahm seinen brutalen Lauf, hinterliess eine blutige Spur durch den Balkan, erst in Slovenien, dann in Kroatien. Jeden Tag erschreckendere Bilder, beunruhigendere Nachrichten, zu Hause wurde immer weniger gelacht  und doch war das alles noch irgendwie fern für mich 12jähriges Kind. Der Krieg brach dann in Bosnien aus und wurde für mich greifbarer, grausamer, unmenschlicher, als immer mehr Familienmitglieder zu uns flohen: Eine Cousine, die vom Heckenschützen getroffen wurde und der man das Bein amputieren musste; eine weitere, die von Granatsplittern so schwer verletzt wurde, dass sie seitdem rechtsseitig gelähmt ist; meine Tante, Serbin, hochschwanger mit zwei kleinen Kindern... Wir lebten zeitweise zu neunzehnt in vier Zimmern, teilten unsere Ängste, unsere Sorgen auf kleinstem Raum - in Erinnerung geblieben sind mir vor allem das Zusammenzucken jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, in Erwartung einer weiteren Hiobsbotschaft und die fassungslosen, entsetzten Blicke, wenn wir uns abends vor dem Fernseher versammelten und hilflos dabei zusahen, wie Häuser brannten, unschuldige Menschen vertrieben und ermordet wurden...Dann im Juli 1995 die Bilder in Srebrenica, Ratko Mladic wie er Kindern, deren Väter er später erschiessen lässt, Schokolade gibt, wie er die Frauen beruhigt: "Es wird euch nichts passieren". Bilder von niederländischen Soldaten, die "auch nur ihre Pflicht taten", Bilder von Massenexekution, Bilder, die ich heute, 20 Jahre später immer noch vor meinen Augen habe und ein Grund sind, warum ich jetzt diese Zeile schreibe.
Der Krieg fand schließlich ein Ende, ein Teil meiner Familie ging zurück nach Bosnien, mein Onkel und Tante nach Amerika, meine Cousine mit ihrer Familie nach Australien. Das Leben ging weiter, ich beendete meine Schule, meine Ausbildung, der Krieg schien nicht mehr als ein böser Traum... Bis ich dann 2006 bei meiner Freundin Emina zu Besuch war, ihre Mutter, ein liebenswerte, starke Frau, setzte sich zu uns an den Tisch, machte sich eine Zigarette an und sagte nur: "Wir können ihn beerdigen." Sie meinte ihren kleinen Sohn, der mit ihrem Mann zusammen auf der Flucht in den Wäldern Srebrenicas erschossen wurde. Sie rauchte, erzählte ruhig, gefasst bis ihr bei dem Satz: "das einzige was ich von ihm habe, ist seine Kleidung.." die Tränen kamen. Ich sah sie an und hatte meine Mutter damals am Frankfurter Flughafen vor Augen... Zwei weinende Mütter, eine deren Sohn noch lebt und eine, die nicht einmal ein Foto ihres toten Sohnes hat. Nach 10 langen Jahren der Trauer, der Wut, der Verzweiflung konnte sie damals ihren Sohn endlich beerdigen und ihren Frieden finden. Jedes Jahr ist sie seitdem in Srebrenica. Jedes Jahr am 11.07., weint und trauert sie an seinem Grab. Sie weint um ein Leben, das ausgelöscht wurde, bevor es überhaupt begann.
Ihre Tränen sind der Grund warum ich bei Stuttgart #Srebrenica mitmache. 
Ihre Tränen sind der Grund, warum ich am 11.07. auf die Strasse gehe.
Ihre Tränen sind einer von 8372 Gründen, warum ich 20 Jahre später sage:

 ich bin Srebrenica, ich vergesse nicht!

Sonntag, 3. Mai 2015

ich heisse Adem Mehmedović, auch ich bin aus Srebrenica...



Im Zuge unserer Vorbereitungen für unsere Demo am 11.07. in Stuttgart, beschäftige ich mich gerade intensiv mit dem Thema "Srebrenica". Dabei stolpere ich immer wieder über Lebensgeschichten, die mich besonders berühren. Eine davon ist die von Adem Mehmedovic, einem jungen Mann, der die grausamen Ereignisse damals miterlebt hat und heute als Geschichtslehrer in Srebrenica lebt und arbeitet. Seine Geschichte habe ich mit seiner Erlaubnis hier übernommen.

ich heisse Adem Mehmedović, auch ich bin aus Srebrenica...

Als der Krieg anfing, war ich gerade mal sechs Jahre alt. Mit meinen Eltern lebte ich in einem kleinen Dorf bei Srebrenica namens Sastavci. Das Dorf bestand aus 20 Häusern, den Namen hatte es vom Zusammenfluss zweier kleiner Bäche. 
Bis zum Krieg war es ein Dorf wie jedes andere, die Menschen im Dorf lebten  und überlebten mit all ihren Sorgen und Nöten, mit all ihrem Glück, ihrer Trauer. Das Dorf zeichnete sich durch nichts Besonderes aus, war aber dennoch das Schönste. Als der Krieg anfing, trennte es die Fronten, wurde zum Ziel von Panzern und niederprasselnden Granaten. Und dennoch überlebte das Dorf mit seinen Bewohnern. Das Jahr 1993 war sehr schwer, es gab kaum Nahrung, der Granatenbeschuss, die ersten Toten im Dorf. Innerhalb weniger Tage trafen Granaten unser Haus, mein Vater besserte so gut es ging, die Schäden aus. Als der Winter kam, wollte mein Vater meine Mutter und mich nach Tuzla schicken, doch wir blieben. Srebrenica wurde zur Schutzzone erklärte und die Hoffnung, dass es nun besser wird, wuchs. 
1994 kam meine Schwester Ademira zur Welt. Erstaunlich viele Kinder wurden in unserem Dorf während des Krieges geboren. Alle jüngeren Eltern wollten ein "Kriegsbaby", doch insgeheim wollten sie nur jemanden zurücklassen, falls sie nicht überleben. In diesem Jahr kam ich in die erste Klasse und damit verbunden sind meine Erinnerungen, wie auf dem Weg zur Schule auf uns geschossen wird oder wie ein Heckenschütze meinen Freund Mujo niederschoss und verletzte. 
Dann 1995 - das schwerste und härteste Jahr. Es kam der schwarze Juli. Srebrenica stand unter feindlicher Belagerung und es war nur eine Frage von Tagen, von Stunden bis Srebrenica fällt. Als es soweit ist, fliehen die Frauen mit den Kindern nach Potočari, die Männer in die Wälder. Und auch wenn du nur ein Kind bist, du weisst, dass etwas nicht in Ordnung ist. Du weisst, dass du deinen Vater, deinen Onkel vielleicht zum letzten Mal siehst. Deine Schwester
vielleicht zum letzten Mal an der Hand hältst...

Potočari 11. juli

Mein Vater floh mit seinen Brüder in die Wälder um Srebrenica... meine Mutter, Schwester, ich und die restliche Familie kamen in Potočari vor der UN-Basis an. Dort sah ich das erste Mal serbische Soldaten und begriff, dass sie wie normale Menschen aussahen (in meiner Vorstellung waren sie Monster, Ungeheuer, später sollte sich herausstellen, dass ich damit gar nicht so falsch lag) Ich dachte, sie würden uns nichts tun, da sie keine Monster waren. Es hiess, dass in die Busse nach Tuzla zuerst die Frauen mit ihren Kindern steigen sollten und ich dachte, gut, wir fahren nach Tuzla und fragte mich, wo denn dieses Tuzla überhaupt ist...Als wir uns einem Bus näherten, hielt uns ein serbischer Soldat an. Er packte mich am Hals und sagte zu meiner Mutter: Nimm die Kleine, aber er bleibt hier, er fährt mit dem anderen Bus. Ich wusste nicht, wie mir geschieht, meiner Mutter ging es genau so, erstarrt und regunglos stand sie nur da. Er wiederholte, dass sie in den Bus steigen soll, während er mich zu der Gruppe Männer, die man von ihrer Familie getrennt hatte, schubste. Doch meine Mutter stand noch immer regungslos an der gleichen Stelle. Die Hand um meinen Hals fühlte sich schwer an, genau so schwer, wie die Tränen in den Augen meiner Mutter. Ich hatte Angst, doch ich konnte nicht mal weinen... Doch es schien so, als gäbe es auch unter den Monstern Menschen, denn ein anderer Soldat kam auf uns zu und sagte zu dem, der mich festhielt: "lass ihn, du wirst noch genug zu töten haben" Tatsäch liess er mich mit den Worten: "verschwinde, zurück zu deiner Mutter" los. Alles dauerte nur ein paar Minuten, alles dauerte eine Ewigkeit. Wir stiegen in den Bus und irgendwann mal kamen wir in Tuzla an. 
Einige Tage später kamen dann auch mein Vater und seine Brüder an. Sie hatten es durch die Walder geschafft, doch viele schafften es nicht. Viele Kinder warteten vergeblich auf ihre Väter, viele Mütter auf ihre Söhne, viele Schwestern auf ihre Brüder, viele Frauen auf ihre Ehemänner - doch sie kamen nicht. 
Meine Familie ging nach Zavidovići, fing dort ein neues Leben an.

2014: Der 11. Juli nähert sich und mit ihm kommen die Erinnerungen...

19 Jahre später bin ich wieder in Potočari. In der Zwischenzeit habe ich mein Geschichtsstudium in Tuzla beendet, bin nach Srebrenica zurück gekommen, arbeite und lebe nun hier. . Fast jeden Tag komme ich an dem Ort vorbei, wo sie mich damals von meiner Mutter trennten...
Srebrenica, die silberne Stadt war dem Untergang geweiht, doch überlebte. 
 
Eine Stadt, ein Leben, eine Liebe - mein Alles“. Srebrenica. 










Sonntag, 19. April 2015

die Geschichte hinter dem Foto - Meliha Varešanović

 
Cracked veröffentlichte dieses Foto unter der sehr passenden Überschrift 5 True Stories Behind Iconic Pictures of Badass Women. Das Foto zeigt keine Diva, keinen Filmstar aus den 60ern, das Foto zeigt Meliha Varešanović, im Kriegssarajevo 1995 auf dem Weg zur Arbeit. Mehr als vier Jahre war Sarajevo von ca. 13 000 serbischen Soldaten besetzt. Mehr als vier Jahre kämpften die Bewohner Sarajevos mit ihrer Angst vor den Heckenschützen, Angst vor den Granaten und sie kämpften ums Überleben, Normalität in einem Alltag, der Hölle auf Erden - ihren Besatzern zum Trotz.
Hier ein interessantes Interview auf Englisch.