Freitag, 9. Januar 2015

entschuldigt bitte...

...falls ich mich nicht genug entschuldige....
entschuldigt bitte, dass ich nicht mehr machen kann als das, was ich jetzt schon mache- reden, schreiben, erklären aber entschuldigt bitte auch, dass ich müde werde, dass meine Kraft aber auch meine Lust, Euch Eure Ängste zu nehmen, Eure Vorurteile zu zerstreuen, nachlässt...
denn ich bin nicht Charlie... ich bin Mensch, Quasi-Deutsche mit Migrationshintergrund, Moslem, in der Reihenfolge. Jeden Tag kämpfe ich aufs Neue in meinem eigenem Djihad- nämlich dem ein guter Mensch, zu sein.Mein Djihad hat nichts mit dem Terrorismus zu tun, mein Gott heisst das Morden in seinem Namen nicht gut, mein Prophet zeigte durch sein Wesen und seine Art, was Liebe und Hingabe heisst. 
Die letzten Tage waren ein einziges Deja-Vu. Nach den Ereignissen in Paris erinnert mich alles von der Berichterstattung bis zu den Kommentaren in meinem Umfeld an die Tage nach dem 11.September. Schon damals hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, entschuldigen zu müssen, für das was eine Handvoll Idioten getan habe, deren Motive ich nicht nachvollziehen kann und mit denen ich mich nicht identifiziere. Heute habe ich das Gefühl wieder und ich will das nicht. Denn diese Handvoll Idioten stehen nicht für den Islam, den vier Millionen Menschen hier in Deutschland leben. Diese Handvoll Idioten stehen nicht für das, was der Prophet mit den Worten Gottes den Menschen weitergab. Diese Handvoll Idioten sind genau das - eine Handvoll und Idioten, mehr nicht. 
Allerdings und das ist auch ein Grund warum ich sage, ich bin nicht Charlie: wer Spott sät, wird Hass ernten. Seit Jahren veröffentlichen Zeitungen Karrikaturen, die den Islam und Mohammed  unter dem Deckmantel der Satire verspotten und damit Feuer ins Öl giessen. Damit wir uns richtig verstehen: ich bin für Pressefreiheit und ich bin für das Recht, zu kritisieren! Natürlich muss man diskutieren, natürlich muss man kritisieren, gerade, was das Thema Religion angeht. Aber bitte sachlich, konstruktiv, nicht mit Hohn und Spott, Satire hin, Tucholsky her. Und sollte die Titanic jetzt da weitermachen, wo Charlie aufgehört hat, dann macht es nicht die Handvoll Idioten mundtot sondern verletzt die Gefühle der "vernünftigen", der "normalen" Moslems, die es einfach leid sind, mit Terroristen gleichgesetzt zu werden.
Respekt und Verständnis auf beiden Seiten ist gefragt, noch nie war das Gespräch so wichtig und nötig wie jetzt:

“Raise your words, not voice. It is rain that grows flowers, not thunder.”

Mein vollstes Mitgefühl gilt an dieser Stelle den Opfern, mögen ihre Seelen Frieden finden!