Freitag, 26. Mai 2017

über Zumutungen und Mutproben


Jedes Jahr geniesse ich die Tage vor dem Fastenmonat Ramadan, auch wenn diese erstmal stressig sind: Die Wohnung wird auf den Kopf gestellt, geputzt, alles soll wenn möglich perfekt sein. Umso schöner ist das Gefühl, nach getaner Arbeit auf dem Balkon zu sitzen und sich einfach auf die nächsten Wochen zu freuen. Denn der Ramadan ist, finde ich, die perfekte Entschleunigung: Man nimmt sich die Zeit für sich selbst, arbeitet an sich selbst, an seinen Schwächen und räumt die eigene Seele auf. Alles Sachen, die in einem durchgetakteten Alltag zu kurz kommen und auf der Strecke bleiben. Doch vor allem ist das Fasten, der Verzicht eine Liebeserklärung an den Schöpfer: ein Zeichen der Hingabe, der Dankbarkeit. Und auch wenn es ersteinmal nach Zumutung klingt, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, auf Essen, Trinken, Zigaretten usw. verzichten, so sehe und empfinde ich den Ramadan eher als eine Mutprobe, denn tatsächlich stellen diese vier Wochen jede Form des Mutes auf die Probe. Meine persönlichen Mutproben und Herausforderungen sehen so aus, vermutlich findet sich der eine oder andere darin wieder :-)

Sanftmut/Langmut
laut Duden: ruhiges, beherrschtes, nachsichtiges Ertragen oder Abwarten von etwas gekennzeichnete Verhaltensweise; große Geduld - wer mich kennt, weiss ich bin meilenweit davon entfernt :-)


Gleichmut
ruhiger, leidenschaftsloser Gemütszustand, gleiches Problem wie bei Sanftmut/Langmut :-)


Großmut 
edle Gesinnung; Großzügigkeit - etwas, woran man immer arbeiten kann, denn letzten Endes ist Deins, nur das, was Du gibst...


Missmut/Unmut
[starkes] Gefühl der Unzufriedenheit, des Missfallens, des Verdrusses - erster Tag ohne Zigaretten :-)

Hochmut
auf Überheblichkeit beruhender Stolz und entsprechende Missachtung gegenüber anderen oder Gott - keiner, wirklich keiner ist davor gefeit und auch ich erwische mich immer wieder in einem Moment der Selbstgerechtikeit und Arroganz...

Demut
die Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit - das Gegengift zum Hochmut, das beste was man im Ramadan lernen kann...

Wehmut
verhaltene Trauer, stiller Schmerz bei der Erinnerung an etwas Vergangenes, Unwiederbringliches - der eine Moment an Bajram, in dem Du an all die lieben Menschen denkst, mit denen Du die Freude nicht mehr teilen kannst....

Zumutung oder Mutprobe, entscheide jeder für sich... ich wünsche allen, die fasten, einen gesegneten Ramadan, den Mutigen gehört die Welt :-)