Sonntag, 27. Januar 2013

wieso eine Fahrt mit der U-Bahn zum Spießrutenlauf wird


Seit ich ein Kind habe, ist jede Fahrt mit der U-Bahn die reinste Qual, die schon an der Haltestelle beginnt.  Da nicht jede Haltestelle über den Luxus eines Aufzugs verfügt, heißt es erstmal Kinderwagen samt Kind Treppen runter und dann wieder hochschleppen, während die Männer an einem vorbeilaufen, mich keines Blickes würdigen, geschweige denn ihre starke, helfende Hand anbieten. Meistens sind es dann junge Mamis, die mit mir leiden, die mir dann helfen.  Schon genervt und schweissgebadet in der U-Bahn eingestiegen, beginnt der Spießrutenlauf erst richtig. Los geht es damit, dass ich eigentlich immer jemanden vom Einzelsitz (gedacht für Mütter mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer, dementsprechend auch gekennzeichnet) verscheuchen muss, wofür ich schon den ersten strafenden Blick ernte. Ist mein Kind dann auch noch unruhig, quengelig oder wagt es gar zu weinen, folgt direkt der zweite strafende Blick und mein Agressionspegel steigt schon in den gelben Bereich. Richtig böse wird es dann aber, wenn die vertriebene Person ein älterer Urschwabe ist, die jedes, wirklich jedes Klischee und Vorurteil bestätigt, das man so vom Deutschen im Allgemeinen und vom Schwaben im Besonderen hat. Die Person von der ich hier rede, hatte einen Bierbauch, eine BILD in der Hand, trug ein VfB-Trikot, ironischerweise mit GAZI-Aufdruck vorne und Ibisevic-Aufruck hinten drauf , kurz gesagt: es passte perfekt :-) Eben diesen Mitmenschen bat ich an jenem  Tag mir den Einzelsitz frei zu machen, meine Tochter war quengelig und ich versuchte sie mit Jugo-Kinderliedern bei  Laune zu halten. Und während ich, genervt wie ich war, "tasun, tasun, tanana" sang, hörte ich im Hintergrund doch tatsächlich den Kommentar: „Dreckspack, net a mol doitsch könna, wahrscheinlich au ned arbeita, aba kinda macha“.  Wie reagiert man in so einem Moment? Wie behandelt man so einen Ignoranten? Sagt man überhaupt etwas? Und wenn ja was? Beleidigt man ihn auf die Balkanero-Art oder diskutiert man mit ihm auf die höfliche deutsche Art und erzählt ihm, wie vorbildlich man doch integriert ist und dass man auch brav seine Kehrwoche macht und Steuern zahlt? 
1.    An dem Tag war ich zu fertig und gestresst, um zu diskutieren oder fiese Sprüche vom Stapel zu lassen, so dass ich ihn nur müde anlächelte und mich mit „Entschuldigen Sie bitte, mein Deutsch versteht man wenigstens, schönen Tag noch“ verabschiedete. Da machsch was mit bis alt wirsch...

1 Kommentar:

  1. vermutlich eine der Gruende warum ich mit Familie von DE endgueltig weg bin. Muenchen ist/war leider genauso schlimm.

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