Samstag, 20. April 2013

kad odem u penziju / wenn ich in Rente gehe...


... war ein Satz, den ich von vielen 1.0ern gehört habe und meistens dann fiel wenn von Urlaub oder der Rückkehr nach Hause die Rede war. Die penzija war der Jackpot, die Belohnung für Scheissjobs in einem fremden Land fernab der Familie und dem, was wir unter Heimat verstehen. Die "Urlaube" bestanden für meine Eltern im Wesentlichen aus Baustellen, Handwerkern und Arbeit, Sommer für Sommer bis dann DAS Haus endlich stand. Von meinem Vater hörte ich den Satz das letzte Mal, als ich meinen Onkel und seine Familie in den USA besuchte und meine Eltern fragten ob sie mitkommen wollten. Zu der Zeit bauten sie am neuen Haus, das alte war während des Kriegs zerstört worden und mein Vater wollte in dem Sommer unbedingt die Heizung einbauen lassen. Sie kamen damals nicht mit und mein Vater starb ohne seinen Bruder noch einmal gesehen zu haben. Das Bittere an der Geschichte ist:  Aus dem Freundeskreis meiner Eltern hat tatsächlich nur ein Mann die Rente erlebt, die anderen  Männer starben alle in den letzten 10 Jahren mit Mitte 50, Anfang 60, nach 30 Jahren harter körperlicher Arbeit und alles anderem als einem leichten Leben. Zu sagen, es waren verschenkte, vergeudete Leben empfinde ich irgendwie als anmassend  und dennoch habe ich so ein war-das-alles? Gefühl wenn ich daran denke. Meine Mutter zum Beispiel, eine intelligente Frau voller Lebensfreude und Energie, versauerte 34 Jahre lang in einer Fabrik an der Stanzmaschine, von Selbstverwirklichung keine Spur. Nicht, dass ich den Job abwerten will, ganz im Gegenteil, aber sie wäre, finde ich, eine gute Lehrerin gewesen.  Und auch wenn sie sagt, dass sie glücklich ist, stolz auf meinen Bruder und mich, froh, dass wir es tatsächlich leichter und ein besseres Leben als sie haben, tut es mir in der Seele weh, wenn sie mir irgendeinen blöden Wisch zum Ausfüllen bringt, ich sie mit unseren Nachbarn reden höre und ich an die unzähligen verloren Träume denke, während in der Heimat genauso viele unzählige, große, geradezu dekadent-protzige Häuser leerstehen, in denen nur der Geist der Rente rumspukt...

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