Samstag, 8. November 2014

wer vergisst, was geschah...




wird früher oder später von der Geschichte wieder eingeholt.... 
Heute vor 21 Jahren wurde Mostars wunderschöne "Alte Brücke" stari most zerstört. 
1556 bis 1566 von dem osmanischen Architekten Mimar Hajrudin (auch Hayreddin) im Auftrag des osmanischen Sultans Süleyman I. als Einbogenbrücke erbaut, verband die Brücke die bosniakische mit der kroatischen Seite Mostars. Hajrudin war Schüler des bedeutendsten osmanischen Architekten Mimar Sinan. Einer unbelegten Legende zufolge testete Hajrudin vor dem Bau der eigentlichen heute als „Stari Most“ bekannten Brücke das neue Konzept des Brückenbaus in kleinerem Maßstab. Dazu wurde in der Nähe des eigentlichen Standortes eine baugleiche Miniatur errichtet, die heute noch existiert.
Am 8./9.11.1993 wurde die Brücke zerstört. Die Zerstörung nach mehrstündigem Beschuss wurde durch Amateurkameras dokumentiert. Nach Meinung der Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Fall Prlic et al. wurde die Brücke durch den kroatischen Verteidigungsrat gezielt zerstört.
Eine Untersuchung der Filmaufnahmen durch kroatische Wissenschaftler, veröffentlicht als Beweismittel der Verteidigung im Prozess gegen Slobodan Praljak, kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Brücke mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem Beschuss und den damit einhergehenden starken Beschädigungen endgültig durch eine an der Brücke angebrachte explosive Ladung gesprengt worden sei. Das Sprengkabel zur Ladung habe demnach zur charakteristischen Wassersäule zum Zeitpunkt der Sprengung geführt.
Im Mai 2013 verurteilte der Strafgerichtshof sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna wegen schweren Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber auch wegen Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu langjährigen Haftstrafen. 
In jahrelanger internationaler Zusammenarbeit wurde jetzt eine Kopie des zerstörten Originals Stein für Stein hergestellt, 2004 war die Wiedereinweihung.
Nicht nur wegen ihrer architektonischen Einmaligkeit, sondern auch aufgrund der großen Symbolkraft der Brücke wurde das Bauwerk und seine historische Umgebung am 15. Juli 2005 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen und ist damit die erste Welterbestätte in Bosnien-Herzegowina. Die UNESCO würdigte die Brücke als „Symbol der Versöhnung und internationalen Zusammenarbeit […] und […] Symbol für das Zusammenleben von verschiedenen religiösen, kulturellen und ethnischen Gemeinden“ Des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention. 

Mehr dazu:
Schätze der Welt - Mostar
Schätze der Welt 2- Mostar  

Samstag, 23. August 2014

warum singt die Trauer schöner als das Glück? - der Versuch einer Antwort

Mostar, Foto @ Lejla Tabak Siljak
Ein lieber Freund von mir beantwortete meine Frage mit der ebenso simplen wie schweren Gegenfrage: warum? Spontan könnte ich so viele Gründe nennen und doch weiss ich es nicht, jede mögliche Antwort beruht nur auf meinem Gefühl und wie ich Bosnien wahrnehme. Man sagt, der Sevdah fliesst durch unsere Adern und ich frage mich, ob und wieso das dem so ist...
Liegt es denn tatsächlich daran, dass wir im uns Laufe der Zeit, im Laufe unserer blut- durchtränkten Geschichte daran gewöhnt haben, zu verlieren? Dass wir klagen, trauern, (rationale Menschen würden es jammern nennen) weil die Melancholie die Quelle unserer Kraft ist? Dass wir, indem wir durch das Loswerden unseres seelischen Mülls, Platz machen für die Liebe, die uns die Stärke gibt, wieder aufzustehen, weiterzumachen? Ich glaube nämlich nicht, dass wir grundsätzlich Jammerlappen, Klageweiber, emotionale Weicheier sind. Ja, wir neigen dazu, uns Opfer als zu sehen, standen wir doch im Laufe der Geschichte immer unter der Herrschaft anderer und doch sind wir stark, denn wir schafften es jedes Mal aufs Neue aus dem Nichts etwas aufzubauen, neu anzufangen - ob es Kriege oder Naturkatastrophen waren. 
Wir sind steinerne Schläfer mit einem Herzen aus Gold und einer Seele, wach und weit wie das blaue Meer. 

Wir sind so-  ein lebender Widerspruch und deswegen lieben wir, leben wir wahrscheinlich auch den Sevdah. Wir weinen, während wir singen, lachen, während uns das Herz blutet. Der Sevdah ist der Soundtrack des Moments, in dem wir uns einen Augenblick lang lächelnd zurücklehnen weil das Leben gut sein kann auch wenn die Welt in brennenden Trümmern liegt. 

Wer mich kennt, weiss wie sehr ich den Sevdah liebe und wie emotional ich sein kann. Geprägt von einem Alltag und Umfeld, in dem ich professionell freundlich sein und immer auf den Punkt funktionieren muss, ist der Sevdah meine Flucht, meine Entschleunigung, meine Art die böse Welt da draussen für einen Moment zu vergessen, den Kopf auszuschalten und auf mein Herz zu hören.
Mit dem Lied  "Kisa bi pala" zum Beispiel verbindet mich eine schöne wie schmerzhafte Erinnerung, der Moment an dem ich anfing Sevdah zu lieben, ihn durch meine Adern fliessen zu lassen als Teil meines Selbst. 



 Kisa bi pala, pasti ne moze, kisa bi pala, pasti ne moze
sunce bi sjalo, sjati ne moze, sve zbog zalosti, Ibrahim-bega

Ibrahim-bega svezana vode, Ibrahim-bega svezana vode
svezana vode da ga objese, svezana vode da ga objese

Za njim pristaje, brat mu Alija, za njim pristaje, brat mu Alija
brate Alija, pazi mi djecu, pazi i moju, kao i svoju

Kad svojoj djeci, krojis haljine, kad svojoj djeci, krojis haljine
kroji i mojoj, kao i svojoj, nek se ne pozna da su sirocad


Der Regen würde fallen, doch traut er sich nicht
Die Sonne würde scheinen, doch traut sich nicht
Sie trauen sich nicht wegen Ibrahim-Begs Trauer

Sie führen ihn in Fesseln
Sie führen ihn in Fesseln, um ihn zu hängen

Ihm folgt sein Bruder Alija, 
mein Bruder Alija, passe auf meine Kinder auf
Wenn du deinen Kindern Kleider nähst, so nähe sie auch meinen, damit man nicht sieht,
dass sie arme Waisen sind. 


Die Erinnerung ist eine Momentaufnahme von der Hochzeit meines Bruders. Die meisten Gäste waren gegangen, am Tisch bei der Band sassen eine Handvoll Gäste mit dem Akkordeon-Spieler. Mein verstorbener Vater, Alija, ohne Vater aufgewachsen sass mit am Tisch und ein Freund stimmte dieses Lied an. Es war eines der wenigen Male, in denen ich meinen Vater, meinen Helden, meinen Fels in der Brandung weinen sah, ein paar Minuten später machte er schon wieder Scherze. 

Und so, genau so sind wir. Wir lachen, während uns das Herz blutet und weinen während wir singen....


 

Donnerstag, 24. Juli 2014

wenn Krieg zu Kunst wird - die Bomb Gallery

Die Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen in Bosnien wirken sich noch heute auf den Kultursektor aus. Die wichtigsten kulturellen Einrichtungen wie Museen und die große Nationalbibliothek mussten aufgrund von Geldmangel schließen. Umso wichtiger werden unabhängige Kulturprojekte wie die Boom Gallery in Mostar.
In ihr soll zum Teil auch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg erfolgen. Nichts liegt bei diesem Thema näher, als ein vom Krieg zerstörtes Gebäude als Ausstellungsort zu nutzen. Das Gebäude ist ein Symbol für die Vergangenheit, eine Erinnerung an die Zerstörung und Gewalt. Indem es zum Zentrum der Kunstinitiative gemacht wird, soll sie zukünftig für Aufbruch und Neuanfang stehen.

Brücke zwischen Deutschland und Bosnien

Die Bomb Gallery ist dabei auch eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Bosnien, denn die Kuratoren der Galerie sind die Berliner Künstler Aleksandar Nesic und  Friederike Ruff, sowie die bosnische Künstlerin Anita Kapraljev, die in Mostar geboren wurde und nun ebenfalls in Berlin lebt.
Das 2011 initiierte Kulturprojekt ist nach drei Jahren reif und öffnet 2014 mit einem Festival seine Pforten. Am 29. Juli wird in Mostar das „International Contemporary Art Festival“ in der Bomb Gallery stattfinden. 28 Künstler aus der ganzen Welt werden ihre Werke jeweils für einen kurzen Zeitraum in den Räumlichkeiten der Bomb Gallery ausstellen. Begleitet wird das Programm von Musik- und Literatureinlagen. Für die Umsetzung des Kunstprojekts wurde in Deutschland eine Versteigerung durchgeführt, dessen gesamter Erlös in die Bomb Gallery floß. Unterstützung für das Festival erhalten die Künster von der schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia und der Stadtverwaltung von Mostar.
Die Bomb Gallery hebt sich von anderen Museen dadurch ab, dass sie ein freier künstlerischer Raum ist, in dem Künstler aus aller Welt nicht nur ihre Werke ausstellen, sondern auch produzieren und leben können.  Dabei soll die soziopolitische Umgebung eine intensive künstlerische Auseinandersetzung anstoßen.

Mittwoch, 9. Juli 2014

nette, alte Dame oder verbitterter Hausdrachen?



Bei mir auf dem Stock wohnt gegenüber Frau R. - auf den ersten Blick eine nette, alte Dame. Mitte 70, klein, zierlich, grau Haare. Genau so könnte auch eine liebevolle Grossmutte aussehen, meine Nachbarin aber ist alles andere als das. Weder liebevoll noch Grossmutter. So grundsätzlich ist sie nett, sie grüßt höflich aber da hört es auch schon auf. Sie hat die Hausordnung ebenso wie das Vaterunser verinnerlicht, die Kehrwoche hat bei ihr den Stellenwert des Kirchenbesuchs. Sie ist sehr pingelig, um nicht zu sagen kleinlich und achtet penibel auf ihre Privatsphäre. Nach bald sieben Jahren, die ich nun Tür an Tür mit ihr wohne, weiss ich noch immer nicht mehr von ihr als dass sie alleine lebt. Freundlichkeit überfordert sie. Als ich ihr an meinem ersten Bajram im Haus Baklava vorbeibrachte, fragte sie mich allen Ernstes, was sie mir schuldet. Alles, was sie nicht angeht, ignoriert sie mit der Begründung, in ihrem Alter dürfe sie sich nicht aufregen, wegen ihrem Herz. Meine Nachbarin gehört zu denen Menschen, von denen man immer weder liest und hört, dass sie in ihrer Wohnung sterben und es Wochen dauert, bis sie jemand findet. Anfangs hatte ich sie unter "blöde Kuh" abgestempelt und nach dem Motto "Toleranz durch Ignoranz" abgehakt, bis ich eines Tages merkte - sie hat Angst. Angst vor mir, die ich keine Deutsche bin, Angst vor meinen Mädels, die Kopftuch tragen, Angst vorm schwarzen Mann. Und seitdem fällt es mir schwer, böse auf sie zu sein, im Gegenteil manchmal tut sie mir einfach leid.
An der Stelle wundert man sich vielleicht, wieso ich so viel über meine Nachbarin schreibe. So kurz vor dem 11.07. ist Srebrenica und Europas Rolle darin ein grosses Thema und wäre Europa ein Mensch, dann wäre Europa wie meine Nachbarin. Die nette alte Damen, auf den ersten Blick liebevolle Grossmutter, auf den zweiten Blick ignoranter, verbitterter Hausdrache und Angsthase.  Und genau so sehe ich  Europa in Bezug auf Bosnien, angefangen beim Krieg bis hin zur jüngsten Flutkatastrophe.
Eine liebevolle Grossmutter würde einem Kind, das hinfällt die Schurfwünde reinigen, ein Pflaster draufkleben und es trösten, der Hausdrache würde das Kind beschimpfen, wieso es weint.
EIne liebevolle Grossmutter ist der weise, gutmütige Fels in der Brandung, der Hausdrache brennt mit einer Flamme aus dem Maul alles nieder.
Eine liebevolle Grossmutter kennt jedes Nachbarkind beim Namen, vor dem Hausdrachen rennt jedes Nachbarkind davon.
Europa erinnert mich an genau diesen Hausdrachen und zwar in einer Zeit in der das junge Bosnien mit seinen 21 Jahren eine weise Grossmutter mit ihrer Hilfe, Trost und Ratschlägen dringend bräuchte...
Und während die liebevolle Grossmutter im Kreise ihrer Liebsten in Würde altert und vom Leben Abschied nimmt, wird der Hausdrachen vereinsamt sterben, in der Hoffnung, dass jemand die Leiche findet, bevor sie zerfällt und anfängt zu stinken...

Freitag, 4. Juli 2014

die Blume, deren Wurzel der Schmerz ist...

  

 11 Blüten, weiss, rein, unschuldig stehen für abscheulichste, grauenhafteste Ereignis nach dem Holocaust in Srebrenica. 11 Blüten, weiss, rein, unschuldig stehen für das Versagen Europas, für die Feigheit derer, die es hätten verhindern können. 11 Blüten, weiss, rein, unschuldig stehen für 8372 unschuldige Kinder und Männer. 11 Blüten, weiss, rein, unschuldig, klein und unauffälligen dienen als Erinnerung an den 11.07.1995 und als Mahnung gegen das Vergessen. Denn vergessen wir, sterben sie nocheinmal...
Die Blume Srebrenicas ist die Idee einer Frauengruppe, die 2011 die Blume vorstellte und seitdem an Bürger und Besucher Bosniens verschenkt.
"11 weisse Blüten für die unschuldigen Opfer, doch grün in der Mitte als Hoffnung. Die Hoffnung, dass alle Bürger Bosniens, unabhängig von Ethnie und Religion aber auch Menschen weltweit den Opfern dieses schwarzen 11.07. gedenken und sich Geschichte nicht wiederholt" sagt Azemina, eine der Initiatorinnen. "Wenn wir jemanden sehen, der die Blume trägt, fragen wir nicht nach dem Namen oder der Religion. Allein die Blume reicht, um zu wissen wer er ist." 


Nächsten Freitag werden in Potocari wieder identifizierte Leichen begraben, dieses Jahr werden es voraussichtlich 175 Körper sein, die endlich ihre letzte Ruhe finden werden. Ich bin sprachlos, hilflos angesichts der Trauer, des Schmerzes aber auch wütend angesichts der Tatsache, dass auch dieses Jahr die Medien dieses Datum ignorieren werden, denn es waren ja nur 8372...

 
es waren 8372 Kinder, Jungs, Männer
heute wären sie 
Familienväter
Lehrer
Rechtsanwälte
Handwerker
was auch immer sie wären
sie wären vor allem eins:
am Leben!!!

In Gedanken bei jeder Mutter, Tochter, Schwester
In Gedenken an jedes unschuldige Opfer
Mögen Eure Seelen Frieden finden, Euer Tod nicht umsonst gewesen sein...

Montag, 23. Juni 2014

natürlich sind Niederlagen bitter....

 ... und natürlich tut es weh, wenn Träume platzen, doch geschlagen heisst nicht besiegt.... 
An dieser Stelle mag ich gar nicht grossartig philosophieren, von Fussball verstehe ich zu wenig um qualifizierte Kommentare abzugeben, ausser dass meine Liebe zu unseren Jungs ungebrochen, vielleicht sogar noch stärker ist, denn wie heisst es so schön: liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten!
Die Drachen waren die letzten zwei Tage Zielscheibe auf allen sozialen Netzwerken und mussten viel Kritik, Häme und Spott aus den eigenen Reihen ertragen. Wer das letzte Spiel gesehen hat, weiss dass die Kritik nur zu einem kleinen Teil berechtigt war. 
Ein Status auf facebook, der mir besonders gut gefallen hat, kam von Muhamed Mešić, der sich finde ich am besten zur Niederlage gegen Nigerien geäussert hat:
"Ich muss zugeben, gestern habe ich mich sehr geärgert. Über den Schiedsrichter, das aberkannte Tor, die gegnerischen Spieler. Doch dann ärgerte ich mich über mich selber, dass mich das Spiel mehr beunruhigte als die Flut in Bosnien, die hohe Arbeitslosigkeit, dass Kriegsverbrecher mit offenen Armen empfangen werden, dass man den Sieg der bosnischen Mannschaft bei den Paralympics ignoriert, dass wir seit mehr als 20 Jahren belogen und betrogen werden. Darüber sollten wir uns ärgern, nicht über die Niederlage und unsere Drachen. Unsere Drachen sind in Schutzbunkern grossgeworden, wurden aus ihren Heimen vertrieben, sind in der Fremde gross geworden und jetzt spielen sie bei der WM! Was auch immer gestern schief gelaufen ist, wir schulden ihnen ein grosses DANKE! Ich bin stolz, sehr stolz, EURO 2016, wir kommen!

Moram vam nešto priznati: sinoć sam se poslije utakmice nasikirao, pravo. Zbog sudije i ofsajda, zbog taktike, terena, sparine. I malo sam ljut na sebe što me više to nasikiralo – nego to što smo u Brazilu prvaci svijeta po nezaposlenosti, što smo poplavljene zaboravili, ratne zločince dočekujemo a zlatne odbojkaše skoro pa ignorišemo, što nas 20 godina kradu i lažu i šta sve ne. To su sikiracije protiv kojih moramo zasukati rukave. A ova generacija Zmajeva je sjajna, jer su to momci mojih godina odrasli i po podrumima i po raznim dijasporama, koji su stigli do velike Maracane, i šta god sinoć bilo, ko god bio “kriv”, dugujemo im jedno veliko hvala! Ja sam ponosan. Jako ponosan. Euro 2016, here we come!!!

| Preuzeto sa: http://tuzlanski.ba/muhamed-mesic-o-reprezentaciji-bih-jednim-facebook-statusom-rekao-je-sve/
Moram vam nešto priznati: sinoć sam se poslije utakmice nasikirao, pravo. Zbog sudije i ofsajda, zbog taktike, terena, sparine. I malo sam ljut na sebe što me više to nasikiralo – nego to što smo u Brazilu prvaci svijeta po nezaposlenosti, što smo poplavljene zaboravili, ratne zločince dočekujemo a zlatne odbojkaše skoro pa ignorišemo, što nas 20 godina kradu i lažu i šta sve ne. To su sikiracije protiv kojih moramo zasukati rukave. A ova generacija Zmajeva je sjajna, jer su to momci mojih godina odrasli i po podrumima i po raznim dijasporama, koji su stigli do velike Maracane, i šta god sinoć bilo, ko god bio “kriv”, dugujemo im jedno veliko hvala! Ja sam ponosan. Jako ponosan. Euro 2016, here we come!!!

| Preuzeto sa: http://tuzlanski.ba/muhamed-mesic-o-reprezentaciji-bih-jednim-facebook-statusom-rekao-je-sve/

Donnerstag, 12. Juni 2014

- meine Liebeserklärung an die Drachen :-)



Vorab - ich habe NULL Ahnung von Fussball aber ich freue mich total auf die Spiele der bosnischen Nationalmannschaft, denn ich liebe unsere Jungs!
Ich liebe sie, weil sie es besser als jeder Politiker geschafft haben, das Volk zu einen, weil sie das bosnische Trikot mit Würde tragen und mit dem Herzen spielen, ich liebe sie, weil sie Bosnien lieben...
Sieht man sich die Lebensgeschichten unserer Jungs an, dann merkt man schnell, ihr Weg war alles andere als einfach. Geboren in Bosnien, wuchsen sie zum Teil in Europa, USA, Kanada auf, vertrieben vom Krieg, der ihre Familien zur Flucht zwang, ihnen eine glückliche, sorglose Kindheit nahm. So landete Haris Medjunanin mit seiner Mutter und Schwester in Holland, sein Vater wurde im Krieg getötet. Edin Džeko wuchs im besetzten Sarajevo auf,  Bičakčić kam im Alter von 5 Jahren nach Stuttgart. Begović  führte das Schicksal von Deutschland über Kanada nach England. Vedad Ibišević wiederum von der Schweiz in die USA und dann nach Deutschland. Für jedes dieser Länder hätten sie spielen können und doch werden sie am Sonntag das blaue Trikot tragen. Nicht weil sie es müssen, sondern weil es ihnen eine Ehre ist.
Sie werden Geschichte schreiben. Sie werden uns zu Tränen rühren. Sie werden uns zum Jubeln bringen. Sie werden mehr denn je unsere Helden sein, egal wie weit sie kommen!



Donnerstag, 29. Mai 2014

" mit Mostar ist es anders...



von ihm verabschiede ich mich nie... 
Du kannst Mostar zwar verlassen, aber Mostar verlässt Dich nicht.
Mostar geht Dir unter die Haut, fliesst in Deinen Adern, vereint sich mit Dir, ohne dass es Dir bewusst wird. Und dann es ist zu spät, die Sentimentalität zieht Dich für immer in die Richtung Deiner Heimat an den Ufern der Neretva. " sagte mal Aleksa Šantić, geboren am 27.05.1868 in Mostar. 



Ein wundervoller Schriftsteller, der obwohl er im Ausland studierte, die Welt bereiste, doch immer wieder nach Mostar zurückkehrte. Kaum einer findet so wunderschöne Worte für so eine wunderschöne Stadt wie Mostar.  Doch seine Liebe und seine Wehmut galt nicht nur Mostar. 
"Emina" ist ein Klassiker:


Sinoć, kad se vratih iz topla hamama,
Prođoh pokraj bašte staroga imama;
Kad tamo, u bašti, u hladu jasmina,
S ibrikom u ruci stajaše Emina.

Last night, returning from the warm hamam,
I passed by the garden of the old imam,
And lo, in the garden, in the shade of a jasmine,
There with a pitcher in her hand stood Emina.

Ja kakva je, pusta! Tako mi imana,
Stid je ne bi bilo da je kod sultana!
Pa još kad se šeće i plećima kreće…
- Ni hodžin mi zapis više pomoć neće!…

What beauty! By my faith I could swear,
She wouldn’t be ashamed if she were at the sultan’s!
And the way she walks and her shoulders move . . .
–Not even a hodja’s amulet could help me!

Ja joj nazvah selam. Al’ moga mi dina,
Ne šće ni da čuje lijepa Emina,
No u srebren ibrik zahitila vode
Pa po bašti đule zalivati ode;

I offered her salaam, but by my faith,
Beautiful Emina wouldn’t even hear it.
Instead, scooping water in her silver pitcher,
Around the garden she went to water the roses.

S grana vjetar duhnu pa niz pleći puste
Rasplete joj one pletenice guste,
Zamirisa kosa ko zumbuli plavi,
A meni se krenu bururet u glavi!

A wind blew from the branches down her lovely shoulders
Unraveling those thick braids of hers.
Her hair gave off a scent of blue hyacinths,
Making me giddy and confused!

Malo ne posrnuh, mojega mi dina,
No meni ne dođe lijepa Emina.
Samo me je jednom pogledala mrko,
Niti haje, alčak, što za njome crko’!…

I nearly stumbled, I swear by my faith,
But beautiful Emina didn’t come to me.
She only gave me a frowning look,
Not caring, the naughty one, that I’m crazy for her!

Sinoć, kad se vratih iz topla hamama,
Prođoh pokraj bašte staroga imama;
Kad tamo, u bašti, u hladu jasmina,
S ibrikom u ruci stajaše Emina.

Last night, returning from the warm hamam,
I passed by the garden of the old imam,
And lo, in the garden, in the shade of a jasmine,
There with a pitcher in her hand stood Emina.

Ja kakva je, pusta! Tako mi imana,
Stid je ne bi bilo da je kod sultana!
Pa još kad se šeće i plećima kreće…
- Ni hodžin mi zapis više pomoć neće!…

What beauty! By my faith I could swear,
She wouldn’t be ashamed if she were at the sultan’s!
And the way she walks and her shoulders move . . .
–Not even a hodja’s amulet could help me!

Ja joj nazvah selam. Al’ moga mi dina,
Ne šće ni da čuje lijepa Emina,
No u srebren ibrik zahitila vode
Pa po bašti đule zalivati ode;

I offered her salaam, but by my faith,
Beautiful Emina wouldn’t even hear it.
Instead, scooping water in her silver pitcher,
Around the garden she went to water the roses.

S grana vjetar duhnu pa niz pleći puste
Rasplete joj one pletenice guste,
Zamirisa kosa ko zumbuli plavi,
A meni se krenu bururet u glavi!

A wind blew from the branches down her lovely shoulders
Unraveling those thick braids of hers.
Her hair gave off a scent of blue hyacinths,
Making me giddy and confused!

Malo ne posrnuh, mojega mi dina,
No meni ne dođe lijepa Emina.
Samo me je jednom pogledala mrko,
Niti haje, alčak, što za njome crko’!…

I nearly stumbled, I swear by my faith,
But beautiful Emina didn’t come to me.
She only gave me a frowning look,
Not caring, the naughty one, that I’m crazy for her!
(leider habe ich keine gute deutsche Übersetzung gefunden und ich selber traue mich da nicht ran)
 

Montag, 26. Mai 2014

zehn Tage später, Stuttgart rockt...


hier sitze ich am PC und sortiere meine Gedanken und Gefühle: Ich bin übermüdet, erschöpft aber glücklich und dankbar. Denn Stuttgart hat was Grosses auf die Beine gestellt, um den Flutopfern in Bosnien-Herzegowina zu helfen. Was als kleine Facebook-Gruppe "Stuttgart pomaze Bosni" - Stuttgart hilft Bosnien begann, würde ein grösserer Erfolg als wir je gedacht hätten. Es meldeten sich so viele Menschen, die Sachen brachten, so viele, die in Drogerien, Apotheken, bei Ärzten um Spenden bettelten, so viele, die beim sortieren, packen, beladen halfen, dass es unglaublich war... Doch was mich am meisten berührt hat, alle taten das mit einem Lächeln und dem gleichen Ziel: zu helfen! Die letzten Tage waren ehrlich chaotisch, ich habe mehr Zeit im Cafe Gecko, dem Sammelplatz der Aktion als zu Hause verbracht, bin teilweise nachts auf der Couch mit Laptop auf dem Schoss eingeschlafen, mein Handy musste ich viermal täglich laden, aber das war es wert, denn ich habe wundervolle, liebenswerte, herzliche Menschen kennengelernt und zusammen haben wir etwas richtig Gutes hingekriegt. Ich bin glücklich, dass ich Teil von so etwas Wertvollem bin und dankbar, dass ich meinen Teil dazu beitragen darf!

PS: Aus dem ursprünglich geplanten 7,5 Tonner wurde das hier:  

Sonntag, 18. Mai 2014

ein erster Zwischenbericht aus Bosnien


Ehrenamtliche Mitarbeiter des Münchener Vereins Sadake e.V. haben sich gestern vor Ort einen Überblick im Dorf Svrake erste Spenden verteilt. Im Gespräch sagte mir einer von ihnen, dass die Lage katastrophal ist und es an allem fehlt. 
An der Stelle sage ich nur: Jeder Euro hilft!!!

Stuttgart hilft!

Dass ein einzelner wenig, aber viele zusammen Grosses bewirken können, zeigen gerade die Bosnier in Stuttgart. Seit gestern spenden sie Kleidung, Hygieneartikeln,  Lebensmitteln, um zu helfen, Mitte dieser Woche geht der erste LKW nach Bosnien. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die mitmachen und helfen wollen!
Stuttgart hilft Bosnien
Geldspenden

Freitag, 16. Mai 2014

...die Jahrhundertflut - wir müssen helfen!

http://images04.oe24.at/bos4.jpg/storySlideshow/143.401.939Bosnien ist in den vergangenen 48 Stunden mit den schwersten Regenfällen konfrontiert worden, die seit 1892 gemessen wurden. Nach Angaben der Hydrometeorologischen Anstalt in Sarajevo sind in einzelnen Regionen Nord- und Ostbosniens bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Der monatliche Durchschnitt würde die Hälfte davon ausmachen. 
Am schlimmsten war am Donnerstag die Situation am Fluss Bosna, der mit dem Wasserstand von knapp fünf Metern an einzelnen Stellen seinen Rekordpegel seit Jahren erreichte. Als schwierig wurde die Situation in den Städten Doboj und Maglaj beschrieben. Maglaj mit etwa 25.000 Einwohnern stand laut jüngsten Medienberichten vollkommen unter Wasser, in Erwartung der Evakuierung haben sich Stadteinwohner auf die Hausdächer gerettet.

Über Überschwemmungen und gesperrte Verkehrswege sowie Strom- und Wasserausfälle wurde auch aus anderen Ortschaften in der Region berichtet. Von der Regierung im größeren Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, wurde unterdessen die Ausrufung des Katastrophenzustands erwogen.


Schon am Mittwoch lag der Wasserstand des durch Sarajevo fließenden Miljacka lag sogar um 170 Zentimeter über dem Normalpegel. Von einer Überschwemmung bedroht war die unter Österreich-Ungarn 1898 errichtete einstige Holzbrücke (Drveniji most), die inzwischen eine Betonkonstruktion hat. In mehreren Stadtvierteln kam es zu Stromausfällen. Überschwemmt wurden auch Industrieanlagen.

Auf dem Gebiet von Tuzla standen am Mittwoch 40 Hektar Ackerland unter Wasser. Hochwassergefahr wurde unterdessen auch aus Westserbien vermeldet. Schwere Regenfälle werden in den nächsten zwei Tagen weiterhin erwartet.


Sadake e.V. aus München hat bereits Mitarbeiter vor Ort, die sich einen Überblick verschaffen und helfen. Wer spenden will, hat hier die Möglichkeit: Jeder Euro hilft!

Mittwoch, 30. April 2014

Grenze - ein Dokumentarfilm

  


Granica ist eine überaus interessante Doku, in der junge Bosniaken, Serben, Kroaten von ihrem Leben in der bosnischen Föderation und der RS erzählen. Unter ihnen auch der Musiker und fester Bestandteil der Balkan HipHop-Szene, Adnan Hamidovic, besser bekannt als Frenkie. Die Doku wurde inspiriert von Frenkies Lied "Brief an Milan"

 

In diesem Brief an Milan, einem Friedensaktivisten aus Belgrad gibt es keinen moralischen Zeigefinger, geht es nicht um Massengräber und auf welcher Seite es mehr Opfer gab. Frenkie fordert ein Gespräch, einen Dialog, eine Auseinandersetzung mit dem was passiert ist.  Es geht nicht darum, wieder "zusammen Weihnachten und Bajram zu feiern", sondern gemeinsam einen Weg zu finden, den Teufelskreis zu durchbrechen, damit es nicht wieder zum Krieg kommt.

Knapp 20 Jahre nach Kriegsende ist der Weg vor uns noch lang und alles andere als einfach, Doch mit jedem Gedanken, mit jeder Idee wie dieser, räumen Menschen wie Frenkie, die sie umsetzen, Stein für Stein den Weg frei!


Mittwoch, 9. April 2014

worüber in diesen Tagen schreiben?


worüber in diesen Tagen schreiben, da sich seit dem 5. April die traurigsten Momente der blutdurchtränkten Geschichte Bosniens jähren?  22 Jahre ist es her, dass an jenem schwarzen 5. April die 34jährige Suada Dilberović, Beamtin und die 24jährige Medizinstudentin Olga Sučić starben, als sie für den Frieden auf die Strasse gingen. Und wie immer, wenn ich von den Unschuldigen rede, die ihr Leben, wegen der Machtgeilheit gestörter, nationalistischer Psychopathen,verloren haben,  sage ich auch an dieser Stelle: Ich hoffe, ihr Tod war nicht umsonst, mögen ihre Seelen Ruhe finden und ihr Tod uns als Mahnung vor dem Vergessen dienen!

Samstag, 5. April 2014

RIP Anja Niedringhaus

Eine Frau bricht im Juli 1993 an einer Wasserausgabestelle in Sarajevo in Tränen aus. Sie hat gerade nach stundenlangem Warten erfahren, dass es kein Trinkwasser gibt
1993, als die Welt wegsah, von dem was in Bosnien passierte, sah sie hin - und fotografierte.
Ich masse mir an dieser Stelle keinen Nachruf an, hier ein paar interessante Links, die Bilder sagen mehr, als ich es je könnte: 
"Keiner würde sagen: Hör auf damit!"  
wenn ich es nicht fotografiere wird es nicht bekannt 
Bilder der getöteten Fotografin Anja Niedringhaus 
"Ich habe immer Leute getroffen, die noch lachen konnten" 

Freitag, 28. Februar 2014

alles Gute zum Geburtstag!

 mein liebes Bosnien, morgen hast Du Geburtstag und wir werden mit Dir feiern. 
Weil wir Dich lieben, weil wir für Dich und um Dich kämpfen, weil Du es wert bist. 
Du bist jung, gerade mal 22, eigentlich ein gutes Alter und Du hast Dich tapfer geschlagen, bedenkt man wie blutdurchtränkt Deine Geschichte ist. 
Du bist jung -  doch reif genung um aus Fehlern zu lernen - stark genug, um alles was noch kommt, durchzustehen  klug genug, es besser zu machen. 
Weisst Du, was ich mir wünsche?
Ein Bosnien, in dem keine Babies mehr sterben, weil sie keine JMBG haben.
Ein Bosnien, in dem es nicht wichtig ist,  wo der Vater, der Onkel, die Cousine arbeitet. 
Ein Bosnien, in dem Hilfsorganisationen überflüssig sind, weil niemand mehr betteln muss.
Ein Bosnien, in dem wir keinen Sieg unserer Drachen brauchen um uns wie eins zu fühlen.
En Bosnien, in dem nie wieder ein Regierungsgebäude brennt.
Ich wünsche mir soviel und hoffe so sehr, dass Du es schaffst, alles Gute zum Geburtstag, Heimat!



Sonntag, 9. Februar 2014

ich kann von Hoffnung schreiben, weil ich Hoffnung habe!

heutige Demo in Stuttgart

Bosnien braucht keinen Frühling, Bosnien braucht Eltern wie diese, Kinder wie diese. Die nicht auf den Frühling warten, sondern den Frühlingsputz machen, in den Ecken kehren, die Spinnweben des Nationalismus entfernen, einmal feucht durchwischen und die Schreckgespenster der Vetternwirtschaft und der Korruption vertreiben.... wir waren heute nur wenige auf der Strasse aber ich kann von Hoffnung schreiben, weil ich Hoffnung habe! Und wie sagte Frenkie so schön: oluju moze pokrenuti leptir / ein Schmetterling kann einen Orkan auslösen! 

Freitag, 7. Februar 2014

...ein offener Brief an Tuzlas Polizisten...


Angesichts der Eregnisse in Tuzla hat mich heute morgen ein offener Brief eines Bürgers in Tuzla sehr berührt, hier von mir übersetzt: 
Du bist ein Mensch, ich auch. Wenn du deine Uniform ausziehst, wo ist dann der Unterschied?
Ich hoffe, du liest diesen Brief auch wenn ich es nicht glaube. Ich weiss, du hast gerade Wichtigeres zu tun, als Artikel zu lesen. Ich denke, jetzt da Du nicht im Dienst sondern Sohn, Ehemann, Vater, Bruder bist leichter verstehen kannst, dass da heute vor Dir Ehemänner, Söhne, Brüder, Väter, Mütter, Töchter standen. 
Vielleicht sagst Du jetzt,  DU hättest niemanden geschlagen, verletzt. VIelleicht hast DU es nicht, aber Du warst Teil diese Gruppe, die es tat und DU hast nichts dagegen unternommen. Vielleicht sagst Du jetzt, Ihr wurdet angegriffen. Aber DU hattest Deine Uniform an, mit Schutzhelm, Schlagstock allem was dazu gehört. Die Menschen vor Euch trugen Hosen, Jacken, Mützen.
Ich sage nicht, dass Ihr Eure Pflicht verletzt und den Ort verlasst, den Ihr beschützen müsst, aber müsst Ihr jedes Mal Gewalt anwenden, sogar bei Kindern? Wir sind keine Fremden, wir sind Freunde, miteinander verbunden. Erinnerst Du dich an den Jungen, der neben Dir in der Schulbank sass? Erinnerst Du Dich an Deine erste Liebe aus der Schule? Erinnerst Du Dich an den kleinen Streber, der Dir bei Deinen Hausaufgaben half? Erinnerst Du Dich an alldie Menschen, die irgendwann mal Dein Leben gekreuzt haben?
Ich bitte Dich um einen kleinen Gefallen: Denk mal daran, dass einer von ihnen in der Masse vor Dir stehen könnte. Denke an den Augenblick wenn Du diesem Menschen dann in die Augen siehst und ihn erkennst. Denk dann an den Augenblick, in dem es zu spät bist und Du das Unglück nicht mehr verhindern kannst... 

interessanter Text von Frenkie

Dienstag, 21. Januar 2014

morgens halb neun in Deutschland



Das Fiese am Winter ist ja, dass es morgens, wenn man aus dem Haus geht, genau so dunkel ist wie abends wenn man wieder zurück kommt. Man sitzt dann in der U-Bahn und beneidet die Bären um ihren Winterschlaf, während man versucht nicht einzuschlafen (ist mir einmal passiert, ich wachte am anderen Ende der Stadt auf und sorgte die restliche Woche für allgmeine Erheiterung im Büro). Jedenfalls kämpfe ich gerade jeden Morgen in der U-Bahn mit meinem inneren Schweinhund und versuche in den 30 Minuten auf dem Weg zur Arbeit das Unausweichbare anzunehmen und mich mit der grautrübenhässlichen bösen Welt da draussen anzufreunden, in der Hoffnung, dass es ein guter Tag wird. Klappt meistens, nicht immer :-) Und dann sitze ich da so mit meinem Kaffee in der Hand und beobachte die Menschen, amüsiere mich über die älteren Balkanero-Damen auf dem Weg zum Arzt, die sich gegenseitig ihr Leid klagen und fast wetteifern, wer denn nun kränker sei: znas, one tablete sto sam zadnji put dobila NISTA nisu pomogle / die Tabletten, die ich letztes Mal bekommen habe, haben nicht geholfen, leide mit der Mami, die ihr quengeliges Kind zur KiTa bringt, ärgere mich über Fahrgäste, die den Einzelplatz in Beschlag nehmen, während der Rollstullfahrer mit Begleitung an der Türe stehen muss. Menschen zu beobachten macht mir Spass, denn der Mensch an sich ist faszinierend. Die meiste Zeit wundere ich mich aber, über alles mögliche. Über das Gemecker der Rentner, weil die Bahn mal wieder Verspätung hat, über die Tatsache, dass ein normaler Small Talk gar nicht mehr möglich ist, weil sich jeder hinter seinem Smartphone versteckt, über die Art, wie Jugendliche miteinander reden: Ey Alter, ich schwör Mann, über die Outfits mancher Personen inklusive gefakter YSL-Taschen, (Mädels man sieht den Unterschied!), über die Tatsache, dass man sich nicht mal mehr umdreht geschweige denn entschuldigt, wenn man jemanden mit seiner fetten Sporttasche anrempelt, über die strafenden Besserwisser- Blicke, die man der Mutter eines weinenden Kindes zuwirft, über den geschniegelten Anzugträger, der Heavy Metal hört. Und während ich mich so wundere, häufen sich dann die Fragen, die ich beim besten Willen nicht beantworten kann:
Wieso drücken die Menschen an der Haltestelle immer so aggressiv auf den Türknopf??? von fünfmal drücknet öffnet sich die Tür auch nicht schneller...
Wieso lassen die Leute an der Haltestelle nicht erstmal alle aussteigen bevor sie sich in die U-Bahn quetschen???
Wieso denkt jeder, dass nur er es eilig hat???
Wieso erledigen manche Menschen ihre Maniküre nicht zu Hause im Bad???
Wieso ist es okay, wenn ein Hund laut bellt aber nicht in Ordnung, wenn ein Kind weint???
Wieso benutzen die Leute die Rolltreppe nach oben und steigen sie dann doch hoch??? 
 und zum Schluss, so naiv die Frage jetzt klingt, ist doch jeder von uns gestresst, gefrustet und vom Alltag genug genervt: Wieso lächeln die Menschen nicht mehr???

 


Freitag, 17. Januar 2014

der Drache mit dem Tennisschläger: Damir Džumhur


















Tennis ist so gar nicht mein Sport, ich persönlich ziehe Boxhandschuhe und einen Basketball dem Tennisschläger vor aber Damir Džumhur ist eine coole Socke. Es scheint als wäre er aus dem Nichts gekommen, da ist er nun und mischt die Australian Open auf :-) 

Damir Džumhur ist unser Drache mit dem Tennisschläger und seine Geschichte ist weitaus mehr als die übliche Tellerwäscher / Alkoholikervater/ Strassenkind -Erfolgsgeschichte. Ebenso wie bei den Drachen, war sein Weg härter und steiniger, als wir, die wir den Krieg nicht erlebt haben, es uns je vorstellen können. 

Damir kam am 20.05.1992 im Kriegssarajevo zur Welt, in einem Krankenhaus direkt an der Front. Seine Mutter erzählt in einem sehr bewegenden Interview: 
Es war eine sehr schwere Zeit, wir mussten unser Heim verlassen, wussten nicht wie es weitergeht, mein Mann steckte in Konjic (knapp 60 km von Sarajevo) fest. Am Tag, als Damir zur Welt kam, flogen Granaten, Sniper schossen. Der Sanitäter, der mich ins Krankenhaus brachte, meinte noch zu mir, was für ein Glück wir hätten...
Damir war ein gutes Kind, erzählt sie weiter, es war Krieg, wir hatten nichts, wir hatten keine Familie, kein Heim, waren Flüchtlinge und trotzdem freute er sich über kleine Dinge. 
Ganze Geschichte hier

Damirs Weg war geprägt von Krieg, Schmerz, Entbehrungen. Umso beeindruckender finde ich es, wie er für seinen Traum kämpft und mit jedem Sieg seinem Land ein bisschen Hoffnung schenkt! 

PS: es geht doch nichts über ein paar verrückte Bosnier mit einem Akkorden :-)