Mittwoch, 19. Oktober 2016

und da stand sie, im Schatten des Jasmins





Seit gestern höre ich es in Dauerschleife und habe jedesmal eine Gänsehaut: den Sevdah-Klassiker "Emina" gespielt und gesungen von Schülern der Mostar Rock School


Emina kennt jeder, der Sevdah hört, ich schätze mal, dass 80% meiner Generation mit diesem Lied aufgewachsen ist.  Aleksa Santic, ein begnadeter Dichter und Poet, dessen Werke noch immer vielen Künstler und Musikern als Quelle der Inspiration dienen, schrieb dieses Lied vor mehr als 100 Jahren:

Sinoć, kad se vratih iz topla hamama, prođoh pokraj bašte staroga imama;

Kad tamo, u bašti, u hladu jasmina, s ibrikom u ruci stajaše Emina.



Last night, returning from the warm hamam, I passed by the garden of the old imam,

And lo, in the garden, in the shade of a jasmine, there with a pitcher in her hand stood Emina.



Ja kakva je, pusta! Tako mi imana,stid je ne bi bilo da je kod sultana!

Pa još kad se šeće i plećima kreće…- Ni hodžin mi zapis više pomoć neće!…



What beauty! By my faith I could swear, she wouldn’t be ashamed if she were at the sultan’s!

And the way she walks and her shoulders move . . .not even a hodja’s amulet could help me!



Ja joj nazvah selam. Al’ moga mi dina, ne šće ni da čuje lijepa Emina,

No u srebren ibrik zahitila vode pa po bašti đule zalivati ode;



I offered her salaam, but by my faith, beautiful Emina wouldn’t even hear it.

Instead, scooping water in her silver pitcher, around the garden she went to water the roses.



S grana vjetar duhnu pa niz pleći puste, rasplete joj one pletenice guste,

Zamirisa kosa ko zumbuli plavi, a meni se krenu bururet u glavi!



A wind blew from the branches down her lovely shoulders unraveling those thick braids of hers.Her hair gave off a scent of blue hyacinths, making me giddy and confused!



Malo ne posrnuh, mojega mi dina, no meni ne dođe lijepa Emina.

Samo me je jednom pogledala mrko, niti haje, alčak, što za njome crko’!…



I nearly stumbled, I swear by my faith, but beautiful Emina didn’t come to me.

She only gave me a frowning look, not caring, the naughty one, that I’m crazy for her!

  
Doch wer war sie, diese Emina, für deren betörende Schönheit Aleksa Santic so wunderbar melancholische, traurig-schöne Worten fand? 
Emina Sefic war die Tochter eines wohlhabenden, muslimischen Händlers aus Mostar, die stets bezaubernd lächelte, ein heiteres Wesen hatte und hübsch gewesen sein muss, schenkt man den Berichten Glauben. Demzufolge liess sie niemals jemanden spüren, dass sie aus reichem Haus kommt, so war sie in ihrem Benehmen höflich und bescheiden, fast demütig. Ein Beispiel dafür war die Tatsache, dass sie selber oft Wasser im Brunnen des Gartens holte und die Blumen goss. Hier sah sie Aleksa Santic oft, er lebte in Eminas unmittelbarer Nähe und traf sie häufig auf dem Weg zur Schule oder in die Moschee und doch wechselten sie nie ein Wort miteinander. Sie war 16, als er ihr zu Ehren das Gedicht schrieb, doch ihm moralisch verwerfliche Absichten zu unterstellen wäre schlichtweg falsch, sagte ihr Urenkel Reuf in einem Interview. Emina heiratete kurz vor ihrem 20. Geburtstag den angesehen Händler Avdaga Koluder, heute leben ihre Enkel und Urenkel weit verstreut, aber zum Teil auch noch in Mostar. Sie starb 1960 und hinterliess mit ihrem Leben ein wertvolles Vermächtnis. Ihre Lieblingsversion des Liedes stammt von Himzo Polovina, einem Urgestein des Sevdah, ihre Urenkelin Alma erzählte einmal im Interview, dass sie es sehr gerne hörte, trotzdem aber immer beschämt den Raum verliess, sobald es im Radio lief:








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