Freitag, 10. Januar 2014

...manchmal reicht eine Kleinigkeit...


Mein Weg zum Büro führt mich jeden Tag von der UBahn-Haltestelle Schlossplatz über Stuttgarts Fußgängerzone Königstrasse. Angesichts der Masse an Berufsbettlern hatte ich es mir im Laufe der Zeit angewöhnt wegzuschauen und die offenen Hände zu ignorieren, war leichter so...Bei einer Person funktionierte diese "Sch****egal-Einstellung" allerdings nicht. Seit zwei Monaten sah ich sie jeden Tag, mal bewusst, mal unbewusst, wie sie an einer zugigen, kalten Ecke in der UBahn Station stand und Obdachlosen-Zeitungen verkaufte, morgens wenn ich kam, abends wenn ich ging, Tag für Tag. Man sah ihr an, dass das Leben es mit ihr nicht gut gemeint hatte. (Das was ich auf den ersten Blick für Alkoholmissbrauch hielt, sollte sich später als Schlaganfall mit Mitte 30 rausstellen) Sonntag vor zwei Wochen war ich dann mit meinem 3.0er unterwegs und wir stiegen an dieser Haltestelle aus, sie stand wieder da, kurz sah sie uns und irgendetwas an ihrem Blick tat mir in der Seele weh... Auf dem Heimweg holte ich mir einen Kaffee, meiner Tochter eine heisse Schokolade und ohne zu wissen, warum oder für wen noch einen Tee und wir gingen zur UBahn. Sie stand immer noch da, alleine, verloren, in dieser zugigen Ecke dieser hässlichen Station, die nach Hundefäkalien und Erbrochenem stank, mit ihrem Stapel Zeitungen in der Hand. Ich gab ihr den Tee und ehrlich, selten hat mir ein Lächeln so gut getan, wie das ihrige in diesem Moment. Dieser eine Tee, diese eine Kleinigkeit, versüsste uns beiden den Augenblick und erfüllte mich tiefer Dankbarkeit und Demut. Ich schreibe das jetzt nicht, um zu zeigen, was für ein toller Mensch ich bin. Um Gottes Willen, das Gegenteil ist der Fall. Ich schreibe das, weil es mich berührt hat und mir mal wieder gezeigt, wie wichtig und gut doch die kleinen Dinge sind, gerade im Umgang mit anderen Menschen. Der Prophet Mohammed s.a.w.s. sagte einmal: Der wichtigste Mensch ist der, mit dem Du gerade sprichst. Und auch wenn ich nicht an diesen ganzen Neujahrsvorsatzschnickschnack glaube, dieser Augenblick, in Anlehnung an das Zitat des Propheten, war ausschlaggebend  für  das, was ich mir vorgenommen habe: den Menschen um mich herum mehr Zeit und Achtsamkeit zu schenken. 

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